Wie der Wind

„Der Wind weht, wo er will; du hörst sein Brausen, weißt aber nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist es mit jedem, der aus dem Geist geboren ist.“ (Joh 3,8)

Den Wind kann man nicht kaufen, weder in Flaschen, noch in einer Tube, und das nicht weil wir ihn nicht sehen oder fangen können. Der Grund ist, dass der Wind gefangen, gehalten, gezähmt gar kein Wind mehr ist. Er verliert sein Wesen, hört auf der zu sein, der er war. 

Die Absicherungen und festen Anhaltspunkte, die uns den Boden unter den Füßen liefern und einen bekannten Rahmen bilden sollten, halten uns gefangen und fordern einen hohen Preis, und zwar den innersten Kern unserer Person.

Wer sich für den Geist Gottes öffnet, darf nicht festhalten wollen. Und nur wer den Heiligen Geist in sich wirken lässt, wird wie der Wind, d.h. wieder frei er/sie selbst sein.

Siehst du? Nein, ich glaube!

„Selig, die nicht sehen und doch glauben“ (Joh 19,29) sagt Jesus heute.
Wenn alles schon klar wäre, wenn sich die erwartete Zukunft schon langsam zeigen würde, wenn überhaupt etwas darauf hinweisen würde, dass ich mir keine Sorgen darum machen muss, dann wäre es einfacher zu glauben.

Ist das aber noch Glaube, wenn ich sehe? Ist das noch Glaube, wenn alles schon eingetroffen ist? Ist noch Vertrauen auf Gottes Macht und Liebe nötig, wenn alles glimpflich läuft?

Wenn es dunkel ist, doch einen Schritt nach vorne zu wagen. Wenn alles verloren zu sein scheint, nicht aufgeben. Gott zumindest so real an meiner Seite wahrzunehmen, wie die Sorgen, die um mich herum toben.

So werden der wahre Glaube an Gott und das Vertrauen auf ihn geboren… in der Dunkelheit.

Eine lebendige Bibel

Heute zählt das Evangelium alle auf, denen Jesus sich nach seiner Auferstehung zeigte. Nicht allen Menschen, nicht in der Öffentlichkeit, so dass alle gezwungen wären, ihn als den Herrn über Leben und Tod anzuerkennen. Jesus zeigt sich den Schwachen, den Zweifelnden und den Beängstigten, die jedoch bereit sind, Jesus zu folgen.

An den wenigen einfachen Frauen und Männern erkennen allmählich viele Menschen, dass Jesus lebt und mit Macht wirkt. Und das wird nicht deshalb sichtbar, weil sie ihre Ängste oder Fehler loswerden, sondern gerade an dem gegenseitigen Umgang mit den menschlichen Grenzen, Bedürfnissen, an der Liebe, mit der sie sich gegenseitig gestützt haben.

Du und dein Leben sind die einzige Bibel, die manche Menschen um dich herum je zu „lesen“ bekommen. Worüber erzählt dein Alltag? Welches Gottesbild vermittelst du?

Liebe und lebe dein Leben, so wie es ist. In all seiner Unperfektheit. Ein perfektes Leben lässt nämlich wenig Raum für die Liebe. Ganz anders ist es im Falle eines mit Kreuz beladenen Lebens.

Kohlenfeuer

Genau vor einer Woche am Karfreitag leugnete Petrus Jesus 3 mal. Es geschah am Kohlenfeuer. Heute hören wir, dass der Auferstandene eine Begegnung mit Petrus am Kohlenfeuer arrangiert, um ihn 3 mal zu fragen: „Liebst du mich, Petrus?“ Keine Vorwürfe, keine Erklärungen. Jesus kommt direkt auf das Wesentliche zwischen ihm und seinem Freund.

Jesus holt Petrus dort ab, wo er schuldig wurde, weil ein Stück von uns immer an der Stelle stehen bleibt, wo eine Schuld unser Leben getroffen hat: meine eigene Schuld oder die Verletzung, als jemand anders an mir schuldig geworden ist. Manchmal dreht sich das ganze Leben um einen einzigen traumatischen Moment. Und Jesus führt uns zu solchen Ereignissen zurück, damit wir sie nochmals erleben, wie Petrus das Kohlenfeuer. Diesmal jedoch ganz anders: nicht allein, sondern mit Jesus, mit seiner Liebe, die uns fähig macht, die Schuld zu vergeben; ob sich selbst oder denen, die mich verletzt haben.

Woran glaubst du?

„Weil der Gelähmte an Jesu Namen geglaubt hat, hat dieser Name den Mann hier, den ihr seht und kennt, zu Kräften gebracht; der Glaube, der durch ihn kommt, hat ihm vor euer aller Augen die volle Gesundheit geschenkt.“ (Apg 11,16)

Alle schenken Glauben, entweder Autoritäten, oder der eigenen Vernunft und Kraft. Wir schenken den Glauben auch inneren Glaubenssätzen, wie z.B.: „Du musst dich beweisen“, „Du bist nur so viel wert, wie deine Leistung“, „Du bist nicht gut genug“, „Alle um dich sollten zufrieden mit dir sein“.

Diese Glaubenssätze zeigen sich nicht als klare Aussagen in unserem Bewusstsein, sondern als Leistungsdruck, als Anspannungen, Ängste, Blockaden, Wut, oder als andere unkontrollierte und sogar ungehaltene Reaktionen, sodass wir davon oft nicht weniger paralysiert sind als der körperlich Gelähmte aus der heutigen ersten Lesung.

Was ihn von der Lähmung befreite, war der Glaube an den Namen Jesu, der bedeutet: Gott erlöst. Von unserer inneren Lähmung durch die falschen Glaubenssätze kann uns auch der Glaube an Jesus retten; der Glaube daran, dass er uns erlöst von Last, von Urteilen, von Druck, sogar von schwerer Schuld. Jesus ist für dich, so wie du bist, gestorben. Er liebt dich und nicht eine „bessere“ Version von dir. Schenke seiner Liebe Glauben und dir wird volle Gesundheit geschenkt.

Wie Gott mir, so ich dir

Einem Gelähmten, der vor dem Eingang zum Tempel bettelte, gab Petrus eine überraschende Antwort: „Silber und Gold besitze ich nicht. Doch was ich habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, geh umher!“ (Apg 3,6) Und der Mann wurde gesund. Petrus hat einmal vor Jesus seine Schwäche zugegeben und wurde innerlich geheilt durch die Liebe (vgl. Joh 21). Was Petrus nachher von Jesus in sich trug, machte einen anderen Menschen gesund.

Das Ereignis stellt uns ein paar Fragen:

Was habe ich von Jesus in mir? Seinen Frieden, seine Freude, seinen Geist, sein Heil, also auch die innere Gesundheit? Schöpfe ich überhaupt etwas aus dem Gebet, aus der Begegnung mit Jesus?

Wenn ich einem Menschen in Not begegne, biete ich ihm nur äußere Hilfe an, oder habe ich genug Schätze in meinem Inneren, um ihm etwas Trost, Gelassenheit zu spenden?

Man lernt nie aus

Maria von Magdala gehörte zu den treusten Zuhörern und Begleitern Jesu. Sie kannte nicht nur alle seine Lehren, sondern auch seine Stimme, seine Art, wie er sprach, wie er sich bewegte.
Nach der Auferstehung ist sie bei Jesus und merkt zunächst gar nicht, dass er dort ist. Sie erkennt weder seine Stimme noch ihn selbst, als er mit ihr redet (Joh 20,11-18). Erst als er sie beim Namen ruft, als er ihr Leben, ihre persönlichen Erlebnisse anspricht, erkennt sie ihn.
Nach der Auferstehung ist Jesu Gegenwart sehr geheimnisvoll. Er ist da und doch nicht zu sehen. Man kann ihn nicht festhalten, und doch ist er lebendig bei dir.

Wenn selbst Maria von Magdala, die Christus so gut kannte, neu lernen muss, wie man mit seiner auferstandenen und verborgenen Gestalt umgeht, sie erkennt, um mit ihm zu sprechen, dann brauchen wir es umso mehr, das Gebet immer neu zu lernen, zu vertiefen und persönlicher werden zu lassen.

Enttäuscht? Wie geht es weiter…

„Wir aber hatten gehofft…” (Lk 24,21) so drücken die beiden Jünger auf dem Weg nach Emmaus ihre Enttäuschung über Jesus aus.
Er starb – sagen sie – und ist seit 3 Tagen im Grab. „Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde.“ (Lk 24,21)

Wie oft hat Gott dich enttäuscht? Anders gehandelt, anderes zugelassen, als was du gehofft, gebetet, erfleht hast?

Es ist wichtig, nicht bei dieser Enttäuschung zu verbleiben, sich nicht daraus ein Gottesbild zu bauen, das Vorsicht an der Stelle des Vertrauens wachsen lässt.

Die beiden Jünger gehen weiter mit Jesus und verschweigen ihre Enttäuschung, ihren Schmerz nicht. Aber sie halten nicht dort an, sondern lassen sich auf die Antwort Jesu ein. Und diese lautet: „Ihr Unverständigen, deren Herz zu träge ist, um zu glauben…“ (Lk 24,25)

Hat Gott einen Fehler gemacht? Oder habe ich nicht wirklich nachgefragt welchen Sinn eine solche Entwicklung für mich hat?

Der Weg nach Emmaus zeigt: schwere Punkte auf meinem Weg können mich fangen, eine blinde Gasse, ein Ende sein. Sie können aber auch zum neuen Start, zum Wendepunkt werden…. wenn ich sie mit Jesus bespreche.

Stärker als der Tod

Der Tod gelangte innerhalb von 3 Tagen schon in alle Glieder Jesu. Die Verwesung hat schon eingesetzt. Es war nicht mehr möglich, lebendig und gesund da heraus zu kommen.
Aber das Grab konnte ihn nicht festhalten. Der Tod konnte ihm nichts anhaben.

DAS IST DIE MACHT DER AUFERSTEHUNG!

Sie steht auch uns zur Verfügung, wenn wir Jesus in das einladen, was tot ist, auseinandergegangen ist, hoffnungslos wurde. Die Kraft Gottes besteht nicht darin, dass er uns vor Misserfolgen, Verletzungen und Scheitern bewahrt. Seine Kraft ist diese, die die Verwesung ins Leben verwandelte. An die Auferstehung Jesu zu glauben bedeutet, zu glauben, dass er aus den Scherben meines Lebens mehr Leben schaffen kann, als ich je bloß mit meinen Kräften und Möglichkeiten erreichen könnte.