Lauter als die Angst

Kennst du den Tumult in deinem Kopf, wenn es viele Sachen zu erledigen gibt? Kennst du die Rufe der inneren Richter, die dir sagen, dass du etwas nicht schaffst, dass du nicht gut genug bist? Kennst du den Lärm im Kopf und im Herzen, wenn du um dich oder um das Leben deiner Nächsten Angst bekommst?
Oft gehen Gefühle, Sorgen, Ereignisse, Fristen ganz schon laut durch uns hoch und runter. Und heute ist alles still. Gott regt sich nicht. Er schweigt. Scheint weit weg zu sein.
Die Stille der Grabesruhe unseres Erlösers ist lauter als alle unsere Ängste, Zweifel und äußeren Gefahren und Umstände, weil Jesus in den Tod, in die Dunkelheit, in das Schlechte eintaucht, um es von Innen her still aber sicher zu sprengen.
Das passierte in unserer Taufe: wir sind mit Christus gestorben und mit ihm wieder lebendig geworden. Wir dürfen heute mit Jesus in unser Leben mit all seinen Schmerzen und Schwierigkeiten eintauchen, aber diesmal ohne Angst, ohne Stimmen, die uns klein machen oder entmutigen, denn Jesus hat das alles durchdrungen und verwandelt.

Heller als die Sonne

Das Evangelium sagt: als Jesus starb, hat sich die Sonne verfinstert. Aber vielleicht ist das nur ein Zeichen, dass in dem Moment das Licht der Liebe Jesu so hell aufgeleuchtet ist, dass die Sonne im Vergleich blass ausfällt. Und seitdem ereignet sich alles, was unter der Sonne passiert, also der ganze Lauf der Geschichte, weniger im Tageslicht und viel mehr im Licht der Liebe dieses Gottes, der dich mehr als sein Leben liebt.
Kommen wir heute zu Jesus und nehmen bewusst seine Liebe an. Fassen wir den Sinn unseres Lebens neu auf und nehmen wir unser Leben mit all unseren Verletzungen und Fehlern ganz neu im Licht dieser so großen und konkreten Liebe Gottes an.

Keine halben Sachen

Heute Abend beginnt die große Liturgie, die sich ununterbrochen über 3 Tage ausstreckt. Wir feiern Jesu Dienst an seinen Freunden, sein Leiden, Sterben, Verharren in der Dunkelheit des Todes und den Sieg über den Tod.
Jesus tut das alles für uns. Wir feiern uns in den Tagen, unseren Wert für Gott. Wir feiern seine Liebe zu uns.
Das Evangelium an diesem ersten der drei Festtage beginnt mit der Erklärung, dass die Liebe zu uns Jesus dazu bewegt, für uns alles aufzugeben:
„Da Jesus die Seinen liebte, die in der Welt waren, liebte er sie bis zur Vollendung“ (Joh 13, 1)
Bis zur Vollendung liebt Gott dich, d.h. Er wird es sich nicht auf halbem Wege anders überlegen. Er steht so zu dir in hellsten wie in den dunkelsten Stunden.

to love or not to love…

In der heutigen Lesung hören wir: zu der selben Zeit, in der Judas Jesus verkauft und nach einer Gelegenheit sucht, ihn auszuliefern, zu eben dieser Zeit bereitet Jesus ein Mahl für seine Freunde vor, um sich hierin als ein Stück Brot auszuliefern.

So gesehen könnte man sagen, Judas und Jesus tun eigentlich das Gleiche: sie treffen die Vorbereitungen, die nötig sind, damit Jesus den Menschen ausgeliefert werden kann. Der Unterschied ist aber gleichzeitig so groß, dass wir spontan sagen würden, Judas tut gerade das Gegenteil von dem, was Jesus vorhat.

Was macht den Unterschied? Die Liebe!

Dasselbe einmal ohne und einmal mit Liebe getan, sieht äußerlich ähnlich aus, aber wir spüren den Unterschied meistens sofort.

Wie betest du?
Wie behandelst du deine Nächsten?
Wie gehst du mit dir selbst um?

Mit Liebe?

wie eine Mutter

Das Evangelium berichtet heute, dass Jesus für Judas ein Stück Brot eintaucht und es ihm reicht. Selbst für seinen Verräter ist Jesus wie eine liebende Mutter, die ihrem Kind die harten Stücke einweicht, wenn es noch zu klein für festes Essen ist.

Jesus fängt jede und jeden von uns dort auf, wo wir stehen und auf die Art und Weise, die jeder einzelne braucht.

Keiner kann also sagen, dass er zu weit von Gott ist, und noch weniger, dass Gott sich von ihm entfernt hat.

Gott reicht dir jeden Tag ein Stück des Lebens, das nicht zu hart für dich ist.

nur noch wenige Tage

Das heutige Evangelium beschreibt, was Jesus an dem letzten Montag seines Lebens getan hat. Er besucht seine Freunde und weiß ganz genau, dass ihm nur noch 4 Tage des Lebens bleiben.

Er war Anfang 30. Das Leben vor ihm. So viel Gutes konnte er noch tun. So viel gab es noch in der Welt zu verändern. Aber heute fängt er an, Abschied von der Welt, von seinen Freunden zu nehmen.

Spürst du die Atmosphäre dieser heiligen Woche? Es ist seine Woche, die er mit seinen engsten Freunden verbringen will. Du bist auch dazu von ihm eingeladen. Versuche dich darauf dieses Jahr bewusst einzulassen, als ob du damals bei Jesus wärest. Verbringe in den heiligen Tagen ein bisschen Zeit mit ihm, um ihn zu trösten, sich in seine Einsamkeit, seine steigende Anspannung, Angst und Traurigkeit einzufühlen. Für Jesus da zu sein.

Glaube ich?

Dieselben Menschen, die heute „Hosanna, unserem König“ rufen, werden schon am Freitag schreien: „Kreuzige ihn!“. Dieselben Hände, die heute Palmen und Mäntel vor Jesu Füße legen, werden sich in wenigen Tagen zu Fäusten gegen Jesus ballen.

Ist mein Glaube auch so unbeständig? Ist es nur ein „Schön-Wetter-Glaube“, der schwindet, wenn das Leben weh tut? Zeige ich nicht Gott den Rücken, wenn er von mir Mühe fordert, mich durchs Sterben zum Leben führt, wie er es an seinem Sohn getan hat?

Trotzdem… Oder: Jetzt erst recht!

Jesus tat und sprach nur Gutes. Dennoch wuchs die ablehnende Haltung ihm gegenüber unter den führenden Juden.

Das ist kein vergangenes Problem. Wenn man mit sich und mit Gott nicht im Reinen ist, kann man schwer das Gute um sich ertragen.
Darüber schrieb einmal Mutter Theresa von Kalkuta:

 

„Die Menschen sind unvernünftig, irrational und egoistisch.
Liebe diese Mensche trotzdem.

Wenn du Gutes tust, werden dich die Menschen beschuldigen, dabei selbstsüchtige Hintergedanken zu haben.
Tue trotzdem Gutes.

Wenn du erfolgreich bist, gewinnst du falsche Freunde und wahre Feinde.
Sei trotzdem erfolgreich.

Das Gute, das du heute getan hast, wird morgen schon vergessen sein.
Tue trotzdem Gutes.

Ehrlichkeit und Offenheit machen dich verwundbar.
Sei trotzdem ehrlich und offen.

Die Menschen bemitleiden Verlierer, doch sie folgen nur den Gewinnern.
Kämpfe trotzdem für ein paar von den Verlierern.

Woran du Jahre gebaut hast, das mag über Nacht zerstört werden.
Baue trotzdem weiter.

Die Menschen brauchen wirklich Hilfe, doch es kann sein, dass sie dich angreifen, wenn du ihnen hilfst.
Hilf diesen Menschen trotzdem.

Gib der Welt das Beste, was du hast, und du wirst zum Dank dafür einen Tritt erhalten.
Gib der Welt trotzdem das Beste.

Letztendlich ist dann alles eine Angelegenheit zwischen dir und Gott.
Sowieso war es nie eine Angelegenheit zwischen dir und anderen.“

Beim Namen nennen

Was tut der Prophet Jeremia, als sein Leben umkreist von mächtigen Gegnern in Gefahr gerät? Er benennt die Gefahr klar beim Namen. Setzt jedoch danach keinen Punkt, sondern startet von der Beschreibung der Wirklichkeit sein Gebet und bekennt: „Doch der Herr steht mir bei wie ein gewaltiger Held… dir habe ich meine Sache anvertraut.“ (Jer 20, 11-12) Danach äußert er seine Hoffnung, dass Gott ihn retten wird und schließt sein Beten mit einem Dank… eine ganz andere Stimmung am Ende des Gebetes, als zu Beginn.

Gott erinnert uns heute, dass die Sorgen, Krankheiten und Gefahren wahr sind, aber bei Weitem nicht die ganze Wahrheit ausmachen! Und wir dürfen und sollen die Probleme vor ihm beim Namen nennen, aber danach auch Gott beim Namen nennen: die Wahrheit über seine Macht und über seine Liebe zu uns. Solch ein Gebet hat die Kraft, nicht nur unser Gemüt, sondern auch unser Denken und damit auch unser Leben zu verwandeln.

Wer hat hier das Sagen?

Es ist schon eine Nummer, dass Gott einem unfruchtbaren Mann verspricht, dass dieser zum Stammvater von vielen Völkern wird (vgl. Gen 17,4). Abraham steht plötzlich vor einer grundlegenden Entscheidung: glaube ich der Natur, meiner Unzulänglichkeit und der Macht der Umstände, die eine klare Sprache sprechen, dass keine Verbesserung meiner Lage zu erhoffen ist? Oder: glaube ich Gott, der mir gegen jede Hoffnung Veränderungen versichert, der mir eine Zukunft verspricht, die völlig unmöglich erscheint?

Als Menschen sind wir nicht nur in der Zeit dieser Krise, sondern auch im gewöhnlichen Alltag vielen Gegebenheiten ausgesetzt, die wir nicht ändern können und sie zu akzeptieren lernen müssen. Dennoch dürfen wir glauben, dass nicht die Umstände, nicht die Launen der Großen dieser Welt oder die Auswirkungen eines kleinen Virus unser Leben bestimmen. Gegen alle Resignation und gegen jeden schwarzen Gedanken dürfen wir glauben und bekennen, dass Jesus der Herr der Umstände, der Welt und der Geschichte ist. Und die Einladung Gottes, darauf zu vertrauen, ist keine einfache, aber eine mehr als hoffnungsvolle Perspektive.