Ora er labora!

„Bete und arbeite!“ – Dieses Prinzip, das Benedikt von Nursia vor fast 1500 Jahren für die von ihm gegründeten Mönchsklöster formulierte, besagt, dass der Mensch einen ausgewogen Rhythmus braucht und zwar Tag für Tag. Das aber nicht nach einem modernen „Life-work-balance“, sondern nach einer zutiefst menschlichen Wahrheit des Gleichgewichts zwischen der äußeren und inneren Welt.

Es fällt uns schwer etwas von den vielen Aufgaben und Vergnügen des Alltags einzuschränken, um Zeit für tägliches Gebet zu finden. Wir sollen dabei aber bedenken, dass es nicht nur in eine Richtung funktioniert, und wenn ich die äußeren Dinge nicht einschränke, dann schränke ich dauerhaft das Innere in mir ein.

Blühe auf!

Ich werde für Israel da sein wie der Tau, damit es aufblüht wie eine Lilie und Wurzeln schlägt wie der Libanon. Seine Zweige sollen sich ausbreiten, seine Pracht soll der Pracht des Ölbaums gleichen und sein Duft dem Duft des Libanon. Sie werden wieder in meinem Schatten wohnen; sie bauen Getreide an und gedeihen wie die Reben, deren Wein so berühmt ist wie der Wein vom Libanon.“ (Hos 14, 6-8)

Passend kommt Gottes Versprechen der Fülle des Lebens aus seiner Hand zur Sommerzeit, wenn wir umgeben sind von der unhaltbaren Macht der Natur, von unfassbaren Vielfalt der Ausdrucksformen des Lebens. Fest verwurzelt ist, wer auf Gott sein Vertrauen setzt, reiche Frucht sammelt, wer seine Gebote hält und leichter und blühender wird, wer seine Liebe regelmäßig in sich aufnimmt.

Die Zärtlichkeit Gottes

„Ich war es, der Efraim gehen lehrte, ich nahm ihn auf meine Arme. Sie aber haben nicht erkannt, dass ich sie heilen wollte. Mit menschlichen Fesseln zog ich sie an mich, mit den Ketten der Liebe. Ich war da für sie wie die Eltern, die den Säugling an ihre Wangen heben. Ich neigte mich ihm zu und gab ihm zu essen.
Wie könnte ich dich preisgeben, Efraim, wie dich aufgeben, Israel?
Mein Herz wendet sich gegen mich, mein Mitleid lodert auf. Ich will meinen glühenden Zorn nicht vollstrecken und Efraim nicht noch einmal vernichten. Denn ich bin Gott, nicht ein Mensch, der Heilige in deiner Mitte. Darum komme ich nicht in der Hitze des Zorns.“ (Hos 11,3-9)

Zärtlich hat Gott Dich erschaffen, zärtlich deine ersten Schritte begleitet und die zweiten, und die nächsten, und auch die ersten, die Dich von ihm weg führten…
Immer zärtlich!
Lieber wendet er sein Herz gegen sich selbst, als etwas gegen dich! Im gewissen Sinne sagt Gott damit aus, dass er dich mehr liebt als sich selbst… Auf jeden Fall bist du viel mehr geliebt, als du ahnst!

Schlüssel zu deiner Seele

„Geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.“ (Mt 10,6) Selbst im Hause Gottes kann man demnach verloren sein. Getauft, gefirmt, kirchlich sozialisiert, mehr noch, sogar trotz des regelmäßigen Kirchenbesuchs und privaten Gebetes kann man verloren sein – sagt uns Jesus heute.

Obwohl man es nicht anders kann als in sich und bei sich selbst zu sein, kann man dennoch sich selbst verlieren! Was für ein tiefes Geheimnis ist deine Seele, dein Inneres, dass du dich in dir verloren fühlen kannst, dass du den Kontakt zu deiner Selbst, zu den Erinnerungen, Gefühlen, oder einem anderen Teil von dir verlieren kannst.

Jesus schickt seine Boten, damit sie den Menschen helfen zu Gott und zu sich selbst zu finden und betont damit, wie wichtig es ist die Tiefe und Kraft, die in uns schlummern, bewusst zu entdecken, aber auch, dass dafür Hilfe von außen wichtig ist.

Der Schlüssel zu deiner Seele ist der Weg zu Gott in einer Gemeinschaft: je näher bei Gott, desto mehr findest du dich wieder.

Sturm lässt sich nicht mit Sturm besiegen

„Sie säen Wind, und sie ernten Sturm“ (Hos 8,7). Diese alte biblische Weisheit, die in Volksmund überging, braucht nicht viel Kommentar. Sie braucht aber eine ständige Erinnerung, dass nicht nur die Gewalt und die Macht der ANDEREN gemeint ist, sondern genauso die meine! Natürlich dürfen und sollen wir unsere Zorn und Wut zulassen, aber nicht vergessen, dass auch mein gerechter Zorn und die am stärksten gerechtfertigte Wut genauso zum Anstauen des Schlechten führen können, wie der Angriff auf mich.

Deswegen ist es ein langer Weg Schritt für Schritt zu lernen diese Emotionen wahr und ernst zu nehmen, um danach zu lernen mit denen umzugehen. Es geht darum meine Gefühle genauso wichtig und wertvoll zu nehmen wie die Person mir gegenüber, sonst ziehen wir uns an den Kopf einen lauten Sturm, der zwar voller Donner und Blitze, aber ohne den kühlenden und lebensspendenden Regen zieht.

Gott kämpft um deine Liebe

Gott bezeichnet sein Volk als eine „treulose Braut“. Damit nimmt er keinen Blatt vor den Mund, um seinen Schmerz zu benennen, wenn er seinen Kindern alles (und noch mehr als das) schenkt, sie dennoch eigene Wege gehen, seine Liebe missachten und andere Tröster und Helfer suchen.
Gott fühlt sich also verletzt, wenn er von dir nicht geliebt wird! Wenn er wieder mal aufhört der Erste in deinem Leben zu sein.
Er nennt die untreue Seele aber immer noch „meine Braut“, und wie die Lesung weiter sagt, hört er nie auf liebevoll und stark um sie zu kämpfen.

Kraftquelle

„Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken“ – sagt Jesus.

Ich war noch gestern bei Jesus, um kraft zu holen und heute bin ich wieder platt, traurig, oder gereizt?!

Es gibt kein Abo für die innere Kraft. Und wie wir nicht müde am Essen und auch nicht am Atmen werden, so dürfen wir auch das Gebet zu einer immerwährende, regelmäßig sprudelnden Kraftquelle werden lassen.

Das Versprechen Jesu gilt jeden Tag neu!

Gott ist der Herr der Umstände

Einem Volk, das ein Desaster vor Augen hat, von einer Katastrophe der Hoffnung beraubt ist, sagt Gott durch den Propheten Amos eine wunderbare, fruchtbare und blühende Zukunft voraus. Wenn man sich in die Situation des damaligen Menschen einfühlt, klingt dieses Versprechen Gottes wie ein Spott! Der niedergedrückte Mensch konnte Gott darauf höchstens Antworten: Wenn du so tolle Zukunft für mich hast, warum hast du überhaupt erst die Katastrophe zugelassen?!

Vielleicht würde Gott uns mit dem Wort aus dem heutigen Evangelium antworten, dass er neues Kleid, neues Herz, neues Leben für uns strickt und das Alte musste zunächst enden, weil wir nie uns sonst dem Neuen, dem wirklich Gutem in uns und um uns nicht öffnen könnten.

An das Unglaubliche glauben

Wenn ich nicht sehe, glaube ich nicht! – sagt Thomas.

Das Gegenteil ist jedoch der Fall: wenn ich etwas sehe, glaube ich es nicht, sondern habe es klar vor Augen. Auch ein Glaube an die Dinge, die möglich sind, ist noch nicht wirklich ein Akt des Glaubens.

Wenn ich etwas nicht sehe, und vor allem, wenn ich keine Möglichkeit sehe, dass es so kommen kann, dann fängt das Abenteuer Glauben erst wirklich an.

Rede heute mit Gott über das Unmögliche und schenke ihm neu den Glauben.

153 km

Maria geht 153 km über die Berge, Nimmt jede Schwierigkeit dieses Weges in Kauf, nur weil sie hörte, dass ihre Tante Elisabeth Hilfe braucht.

Wie sieht es mit meiner Offenheit für die Bedürfnisse Anderer? Sehe ich nur meine Situation? Bin ich bereit mich für jemanden abzumühen, nur wenn ich auch etwas davon habe?