9. Lieblosigkeit

„Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe.“ (Mt 5, 23-24)

Gott will keine Verehrung von dem, der seinen Bruder nicht liebt, ihn durch respektvolle Art nicht ehrt. Gott leidet, wenn Brüder und Schwestern sich bekämpfen, verletzen, schlecht übereinander reden und denken. Meine und deine Gedanken, Worte und Taten können Gott weh tun, wenn sie lieblos sind.

8. Ablehnung

„Klopft an, dann wird euch geöffnet.“ (Mt 7, 7)

Jesus brachte nur Liebe und dennoch blieben viele Herzen vor ihm verschlossen. Auch heute klopft Er an jedes Herz mit großer Güte und erlebt bei so vielen Ablehnung.

7. Erwartungen

„Diese Generation ist böse. Sie fordert ein Zeichen; aber es wird ihr kein anderes gegeben werden als das Zeichen des Jona.“ (Lk 11, 29)

Mit eigenen Erwartungen an einen Menschen kann ich die Person  verdrehen oder sogar brechen. Jesus stand immer wieder  vor Menschen, die was anderes erwarteten, als er war und als was er verkündete. Es waten tägliche Spannungen, Reibungen, Schmerz und letztlich falsches Urteil, Kreuz und Tod.

6. Enttäuschung

Jesus hat wenig Wirkung seiner Worte und seines Beispiels gesehen. Er hat viel Gutes getan und konnte sich darüber erfreuen, aber auf der anderen Seite waren seine vertrautesten Freunde oft eine Enttäuschung. Jesus kannte den Schmerz von seinen Geliebten nicht den nötigen Respekt oder die gebührende Achtung zu bekommen.

5. Leidende

„Denn ich war hungrig…

ich war durstig…

ich war fremd und obdachlos…

ich war nackt…

ich war krank…

ich war im Gefängnis“ (Mt 25, 35-36)

Jesus leidet in einem jeden Leidenden. Jesus ist in seinem Schmerzen, steckt in seiner Haut. In einem jeden Leid ist Jesus. Dort leidet er heute und wartet… wartet auf dich in dieser Person vor dir.

4. Wüstenzeiten

„Jesus wurde vom Geist in der Wüste umhergeführt, vierzig Tage lang, und er wurde vom Teufel versucht. In jenen Tagen aß er nichts; als sie aber vorüber waren, hungerte ihn.“ (Lk 4, 1-2)

Jesus erlebte Durststrecken – Zeiten, in denen nichts gelaufen ist, als ob alles gegen ihn wäre, wo nichts gelungen ist, und das waren nicht ein oder zwei schlechtere Tage, sondern ganze Wochen, wo alles Bach runter ging. Jesus hat tagelang in der Wüste gekämpft und gelitten.

3. Angriffe

„Da sagten die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten voll Unwillen zu seinen Jüngern: Wie könnt ihr zusammen mit Zöllnern und Sündern essen und trinken?“ (Lk 5, 30)

Jesus hat auch den Schmerz kennengelernt, wenn die ihm wichtigen Menschen verunglimpft wurden. Es waren seine Kinder: die innerlich Kranken, die Bedürftigen, die an den Rand geschobenen. Die Liebe zu den Menschen füllte sein Herz und es tat weh, wenn sie angegriffen und klein gemacht wurden.

Jesus leidet mit jedem, dem Unrecht geschieht und mit allen, die sich um Bedürftige, schlecht behandelte sorgen.

2. Vorwürfe


„In jener Zeit 
kamen die Jünger Johannes‘ des Täufers zu Jesus und sagten: Warum fasten deine Jünger nicht, während wir und die Pharisäer fasten?“ (Mt 9, 14)

Du machst es falsch! Du glaubst anders (gemeint: weniger gut)! Du störst! Du bist nicht so, wie ich dich haben will! Also: ändere dich! Bessere dich! Wie du bist, bist du nicht gut genug! …

Jesus hat die Gehässigkeit in vielen Vorwürfen über sich ergehen lassen müssen. Belehrende Stimmen musste er sich öfters anhören. Menschen, die ihn klein machen wollten, ihn zurecht biegen wollten.

Jesus erlebte diese Art Einsamkeit unter denen, die sich für fromm, gut, ja, für was besseres gehalten haben.

1. Mitleiden

Die Fastenzeit ist nicht nur die Zeit des Verzichtes, der geistlichen Übungen. Es ist die Zeit der Gnade, die tief in unsere Herzen greift und sie von innen her verwandeln soll und darf. Eine Schnittstelle von beiden ist die Betrachtung des Leidens Jesu, sodass die Fastenzeit und Gnadenzeit sich in der Passionszeit verdichten.

So lade ich Sie in den kommenden Tagen der Fastenzeit mit Jesus zu leiden. Ich schreibe es bewusst so, weil es bedeuten kann mit Jesu Schmerzen mitzufühlen, oder mein eigenes Leid mit ihm zu teilen, sodass ich nicht alleine leiden muss. Die Betrachtung der Leiden Jesu ist auch eine altbewährte Schule des Mitleids mit den Anderen, und das ist in der heutigen Zeit sehr aktuell.

Es werden jeden Tag hier nur weniger Sätzen sein, die jedoch als eine Vorlage für eine Meditation, einen Austausch mit Jesus, eine Kontemplation des inneren, geistiges Bildes von Jesus mit den beschriebenen Gefühlen dienen können. Wichtig ist bei Jesus mit Herz und Gefühl für einen Moment anzuhalten.

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  1. VERUNSICHERUNG?

„In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er wird getötet werden, aber am dritten Tag wird er auferstehen.“ (Lk 9, 22)

Jesus hat mehrmals und ziemlich genau seinen Jüngern beschrieben, dass er leiden wird und wie es dazu kommen wird. Wie ist ein Leben mit Gewissheit welches Leid auf dich zukommt, dass du nicht dem Lauf der Dinge entkommen kannst? Das wissen sicherlich die Kranken, denen das weitere Fortschreiten ihrer Krankheit bewusst ist. Sind aber die Gesunden so sicher vor einer solchen Verunsicherung? Wir kontrollieren doch so wenig, wie die Pandemie oder der so nahe Krieg uns deutlich machen.

Was wir kontrollieren ist aber, dass wir die Gewissheit des eigenen Todes und so manches Unangenehme an den Rand unseres Bewusstseins, weg von uns schieben. Wir meinen uns Gutes damit zu tun, weil es sonst so weh tut. Jesus stellt sich dieser Verunsicherung. Er stellt sich den Tatsachen, er nimmt sie aktiv an.

UMKEHR

„Kehrt um zu mir von ganzem Herzen mit Fasten, Weinen und Klagen! Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider, und kehrt um zum Herrn, eurem Gott!“ (Joël 2, 12-13)

Umkehr und Fasten meinen nicht ein bisschen Kosmetik für die Seele oder Fitness für den Leib, sondern ein Aufreißen des Herzens, eine Umwandlung des Denkens und Handelns, die in die Substanz greifen und dich in 40 Tagen anders sein lassen, als du heute bist.

Bitte Gott heute um die intensivste, tiefste und schönste Fastenzeit, die du bisher erlebt hast!