Loben – eine vergessene Kraft?

In Schwierigkeiten kann man meckern, d.h. Gott vorwerfen, was er alles anders macht, als ich mir vorgestellt habe, oder aber: Gott loben, d.h. bekennen, dass Gott zum Glück einiges anders macht, als meine kurzsichtigen Vorstellungen.

Paulus und Barnabas entscheiden sich für das zweite, und das obwohl sie jeden Grund zum Jammern haben: gefoltert, ins Gefängnis geworfen, in der Mitte der Nacht – in der dunkelsten Stunde – loben sie Gott, und in dem Moment: „Grundmauern des Gefängnisses wankten. Mit einem Schlag sprangen die Türen auf, und allen fielen die Fesseln ab.“ (Apg 16,26)

Mehr als schwierige äußere Umstände hält uns der Mangel an Glauben gefangen und zieht uns runter. Er zeigt sich als Unzufriedenheit und mangelnde Dankbarkeit.

Dank und Lob Gottes machen uns innerlich und äußerlich frei!

Zeuge

„Der Geist der Wahrheit wird Zeugnis für mich ablegen. Und auch ihr sollt Zeugnis ablegen“ – sagt Jesus (vgl. 15,26-27).

Von welchem Gott zeugt dein Leben, zeugen deine Entscheidungen, deine Taten, Worte, Gedanken?

Von einem guten, fürsorglichen, nahen und liebevollen?

Oder von einem fremden, strengen, nicht wirklich interessierten für seine Kinder?

Zärtlich

„Ich lasse euch nicht als Weisen zurück“ – sagt Jesus zu seinen Freunden beim letzten Abendmahl.
So viel liebevolle Fürsorge in der ersten Messe – so viel Vertrautheit und Zärtlichkeit ist seitens Jesus in jeder Heiligen Messe. Auch heute darf ich Jesus beim Gottesdienst so nahe und liebevoll erfahren.

Perfektes Leben?

Jesus sagt heute, dass wir nicht größer sind als er; und wie es ihm ergangen ist in diesem Leben, so wird es auch uns ergehen (vgl. Joh 15,18-21). Aber das ist eine Frohe Botschaft, weil Gott uns zeigen wollte, was ein perfektes Leben ist, und er hat es in seinem Sohn getan, der vor seiner Geburt nicht gewollt war (die geschlossenen Türe und Herzen in Betlehem), man wollte ihn umbringen, er war ein Flüchtlingskind und ein Fremder in Ägypten, verraten von Freunden, bespuckt, beleidigt, abgelehnt, umgebracht.

Jesus ist der Erlöser des Menschen, und das bedeutet nicht, dass er uns von Sorgen und Problemen befreit, sondern sie wandelt in einen guten und sinnvollen, ja sogar befreienden und heiligenden Anteil unseres Lebens. Alles, was wir erleben, gehört zum Leben, und ohne diese Details, die schwierig, demütigen oder ärgerlich sind, wäre dein Leben nicht perfekt. Schenke sie Jesus, nur er kann verwandelt dein Leben damit ergänzen – vollenden.

 

Noch mehr Liebe

Gott über alle und alles zu lieben und die Nächsten lieben wie sich selbst ist ein altes Gebot. Warum sagt Jesus also, dass er uns ein neues Gebot gibt, wenn er sagt: „Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.“ (Joh 15,12)?
Das neue ist das Maß der Liebe zu den Anderen, so wie Jesus uns liebt, d.h. bereit zu sein, das Leben für die andere Person zu geben. Aber nicht für das eigene Kind und nicht für einen ganz netten Menschen. Jesus starb aus Liebe zu denen, die Gott mit Füßen treten, sowie sich und andere verletzen.
So wie Jesu zu lieben, bedeutet nicht kopflos dem anderen zu begegnen. Aber auch nicht herzlos, dort wo das Herz sich am liebsten vor weiteren Verletzungen verstecken und in Schutz bringen will.

„Bleibt in meiner Liebe“ (Joh 15,9)

Wir lassen uns von Traurigkeit fangen. Wir verharren in Selbstmitleid oder im Zorn. Emotionen und Gefühle, Sorgen oder Ängste lassen selten schnell nach. Christus lädt uns ein, in seiner Liebe zu verbleiben. Uns also nicht von äußeren oder inneren Umständen so sehr beeinflussen zu lassen, dass die Gewissheit, von Jesus geliebt zu sein, nicht bei uns ankommt.
Einen Tag lang hauptsächlich in seiner Liebe bleiben zu wollen, nicht in anderen Gefühlen oder Sorgen, ist keine leichte Aufgabe. Und wenn Du es versuchst, wird dir klar, wie sehr oder wie wenig Gottes Liebe Zugang zu deinem Alltag hat.

Lebenssaft

„Ich bin der Weinstock“ – sagt Jesus heute – „ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.“ (Joh 15,5)
Das Bild eines Zweigs, der seine Säfte aus den Wurzeln schöpft, um zu blühen und Früchte zu tragen, hat so viel Leben und Leichtigkeit in sich, dass wir es heute als Einladung nehmen dürfen, die Mühen, Schmerzen und Lasten einmal ruhen zu lassen. Deine Welt kann bis morgen warten, gerettet zu werden. Heute nimm dir bewusst Zeit, in der Jesus wirken darf. Die Zeit für seine Gnade, für seine Liebe, für ihn.

Macht Sinn

„Durch viele Drangsale müssen wir in das Reich Gottes gelangen.“ (Apg 14,22)
Dass wir uns bewusst entscheiden, Gott alles anzuvertrauen und so zu seinen Kindern zu werden, bedeutet nicht, dass uns alle Schwierigkeiten und Schmerzen aus dem Weg geräumt werden. Wir erleben die raue Seite des menschlichen Lebens mit derselben Intensität wie alle anderen Menschen auch. Aber in Gottes Händen werden all diese Drangsale zu einem Weg, der aus uns Diamanten schleift, der uns innerlich verändert und uns ins Reich des ewigen Glücks bringt. Das Leid wird nicht weniger schmerzhaft, aber sinnvoll.
Ohne den Bezug auf die tiefe und weite Perspektive Gottes ist das Leid nur Leid, also meistens sinnlos.

Abenteuer Glauben

Im heutigen Evangelium stellt sich Gott als Vater (Gebote und Weisheit), als Sohn (Menschenfreund) und als der Heilige Geist (innere Erkenntnis und Lebendigkeit) vor. 

Vielleicht ein bisschen kompliziert. Auf jeden Fall komplex, lebhaft, dynamisch, liebevoll, vielseitig. So ist unser Gott und auch unsere Beziehung zu ihm sollte so sein. Wenn unser Glaube und unser Gebet blass, leblos, starr, langweilig werden, bedeutet es, dass wir entweder den Kontakt zu Gott verlieren, oder ihn unbewusst auf unsere einseitige, kleinmütige Vorstellung einschränken. In beiden Fällen bedarf es einer inneren Umkehr zum dreifaltigen, lebendigen Gott.

Er ist eine ständige Herausforderung und der Glaube an ihn ein Abenteuer.

Zu Hause im Glauben

„Lasst euch nicht verwirren! Glaubt an Gott und glaubt an mich. Im Hause meines Vater gibt es viele Wohnungen“ – Jesus spricht heute vom Glauben und direkt danach vom Zuhause. Kann der Glaube an Jesus ein Zuhause sein? Eine echte und dauerhafte Geborgenheit bieten? Und das obwohl einige sagen: Was hat mir schon der Glaube gebracht? Was hilft Gott und Beten, wenn ich so konkrete, greifbare Probleme habe?

Es ist ein falsches Verständnis vom Glauben, dass er dafür da ist, mich durch schwere Zeiten zu bringen. Das Gegenteil ist der Fall, zumindest was die Reihenfolge angeht. Nur ein solcher Glaube kann mir ein Zuhause werden, mir das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit in schweren Zeiten verleihen, der mit meinem echten Leben zusammengestoßen ist! Der im Feuer der schweren Erfahrungen geprüft wurde, ja, der aus dem Schmerz geboren wird und im Feuer des alltäglichen Gefechts geläutert wird. Der Glaube braucht – sozusagen – zunächst die realen Probleme, um real werden zu können. Erst dann bietet er einen realen Halt, wenn neue Wellen kommen.

Dein Glaube darf nicht weniger real sein, als die Probleme um dich herum. Er ist real, wenn er sich auf konkrete Lebensumstände bezieht, sodass du sagen kannst: es ist schwer, und darin vertraue ich, dass Gott es genau weiß und sich kümmert. 

Wenn du es nicht so sagen kannst, dann bedeutet es nicht, dass dein Glaube nutzlos ist, sondern einfach noch nicht so weit, noch nicht so konkret, und er will geübt werden. Umgekehrt kann man sagen: die Probleme und Schwierigkeiten sollen nicht nutzlos bleiben, und du darfst und sollst sie dazu nutzen, deinen Glauben real zu stärken. Das geschieht indem du dein Problem zum persönlichen Gespräch mit Jesus machst.