Falle

Als Jesus das Haus verlassen hatte, begannen die Schriftgelehrten und die Pharisäer, ihn mit vielerlei Fragen hartnäckig zu bedrängen;

sie versuchten, ihm eine Falle zu stellen, damit er sich in seinen eigenen Worten verfange.

(Lk 11, 54)

Die Pharisäer reduzieren Jesus auf ein theoretisches Problem, dass man mit menschlicher Logik lösen, und auch eventuell sich wegargumentieren, kann.
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Wir fallen auch immer wieder in diese Versuchung, alles verstehen, sich erklären zu wollen, denn wir vertrauen unbewusst darauf, dass Wissen und Verstehen die Angst und den Schmerz zumindest lindern.

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Jesus geht durch Angst, Schmerz, Ablehnung und durch so viel mehr, das man weder verstehen noch sich erklären kann. Deswegen ist er so viel mehr als unsere Interpretationen von ihm, er ist viel wilder als unsere frommen Vorstellungen und viel mächtiger als unsere engstirnige, bequeme oder ängstliche Schönrederei. Tappe nicht in die Falle der Reduzierung von Jesus auf dein Maß.

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Jesus lädt dich ein in seine Gegenwart einzutauchen, und zwar mit deinem Verstand, aber auch darüber hinaus, mit deinem Herzen, mit deinem Inneren, aber auch darüber hinaus, weil er viel mehr ist als du und deine Erwartungen an ihn. Du erlebst so viel von Jesus, wie viel du ihm zutraust und wie viel Raum du ihm schenkst in deinem Leben.

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Grundeinstellung

Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus!

(Lk 10, 5)

Mit anderen Worten: in einer neuen Umgebung und unter neuen Menschen schau nicht als erstes, wie sie sind, wie sie sich dir gegenüber Verhalten und kümmere dich nicht darum, was sie von dir denken! Als erstes wünsche ihnen Frieden, d.h. deine erste Sorge, deine erste Aufgabe soll sein, gut zu den Menschen zu sein, positiv der Situation entgegenzutreten!
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Wir verlieren viel Kraft, Zeit und Leben, um uns abzusichern, um den Schmerz zu vermeiden, dabei verlieren wir aber auch den Anderen aus den Augen und nicht selten auch das, was uns wirklich gut tun würde.

Bei der aktiv-liebevollen Einstellung, die Jesus von dir fordert, bist du tatsächlich der Herr deiner selbst und kannst viel entspannter und nüchterner reagieren, sowohl auf deine Bedürfnisse als auch auf den Menschen vor dir.

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Kurz: sei gut! Das tut dir gut!

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Rettung

Ich schäme mich des Evangeliums nicht: Es ist eine Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt, zuerst den Juden, aber ebenso den Griechen.

(Röm 1, 16)

Immer wieder suchen wir in unserem Alltag nach Lösungen, nach kleinen oder größeren Hilfen, nach Tips und Wegen, um mit der akuten Situation fertig zu werden, um die äußeren oder inneren Probleme zu bewältigen.

Die Bibel sagt, dass die frohe Botschaft über den liebenden und mächtigen Gott, am dessen Sieg über das Böse wir durch den Glauben an Jesus Anteil haben, uns rettet! Und eben rettet uns das Evangelium nicht nur für das ewige Leben, sondern auch in jeder Lage des Alltags!

Rettung kann uns als ein zu großes Wort erscheinen, wenn wir z.B. eher symbolisch meinen, dass mein Tag „gerettet“ wurde.

Aber Rettung meint jeden Vorgang, wenn ich mir selbst nicht helfen kann, bzw. mich das viel Kraft kostet, ich mich im Kreis drehe, meine Gedanken negativ bleiben. Wenn gerade dann ein Satz, ein Impuls, eine Umarmung mich daraus holt, dann ist es eine Rettung. Genauso wenn die Botschaft, dass Gott noch drüber steht und an einer guten Zukunft für mich arbeitet, den Teufelskreis meiner Gedanken durchbricht, mir neuen Mut macht, sodass ich mich plötzlich fange und weiter weiß und weiter mache, dann bin ich gerettet, denn ich konnte mir selbst diesen entscheidenden Lichtblick nicht schenken und nicht von mir aus auf andere Gedanken umschalten.

Wenn du innerlich gefangen nicht weiter weißt, öffne das Evangelium. Es hat die Macht dich jetzt zu retten!

Wer bin ich?

Paulus, Knecht Christi Jesu, berufen zum Apostel, auserwählt, das Evangelium Gottes zu verkündigen.

(Röm 1, 1)

Paulus weiß ganz genau und kann ganz präzise beschreiben wer er ist. Er will Jesus dienen, ist Berufen zu einem bestimmten Stand innerhalb von dem er ausgewählt ist, in eine ganz bestimmte Richtung zu leben und zu arbeiten.

Das bedeutet, dass er keine Gedanken an andere Beschäftigungen, Ausrichtungen oder Aufgaben verschwendet. Er lebt fokussiert und damit effizient, aber auch zufrieden.

Er hat, wie er selbst schreibt mehrere Jahre gebraucht um nach dem wundersamen Eingriff Gottes in sein Leben, das herauszufinden, wozu er berufen ist.

Es braucht gnade und Zeit und konkrete Arbeit an sich selbst also, um den eigenen Platz in dieser Welt zu finden. Es spart aber ganz viel Zeit und Kraft danach zu leben, wozu Gott dich gemacht hat!

Alles?

Alles vermag ich durch den, der mich stärkt.

(Phil 4, 13)

Was heißt in dem Fall „alles“? Krankheiten, Einsamkeit, Enttäuschung zu ertragen? Paulus nennt auch die ganz andere Seite: satt sein, im Überfluss leben – also auch dich selbst mögen und respektieren, zufrieden mit dir und deinem Alltag zu sein.

Alles bedeutet noch mehr, und zwar die Aspekte an dir Selbst, am Leben und am Lieben zu entdecken, die du nicht einmal geahnt hast.

Das Wichtigste bei all dem ist, dass Du es kannst, es also dein Werk ist, und zugleich nicht ohne Jesus, der dich stärkt. Wenn dir etwas zu schwer ist, dann bitte ihn um Kraft und du wirst allmählich lernen, dass du alles durch Jesus kannst!

Zeitplan

Schwingt die Sichel; denn die Ernte ist reif.

(Joel 4, 13)

Niemand würde sich zwei Tage, nachdem er den Samen ausgesät hat, auf das Feld begeben, um zu ernten. Niemand würde auch mit dem Abernten lange warten, wenn die Pflanzen reif sind, denn die beste Zeit für die Ernte kommt langsam und dauert nicht lange an.

Das ist uns in der Natur klar, aber im Alltag erkennen wir nur schwer die Natur der Dinge, die Zeit zum Reifen brauchen und übersehen die günstige Zeit zum Handeln, denn wir wegen ab, zögern oder sind mit dringlichen Sachen beschäftigt und verlieren das Wichtige aus den Augen.

Damit wir die Geduld lernen und den Mut finden zuzugreifen, wenn die Zeit reif ist, dürfen und müssen wir uns immer neu an die Basis der Natur aller Dinge und Abläufe im Leben erinnern, und zwar, dass Gott derjenige ist, der dein Leben bebaut und er weiß am besten, welche Dinge noch nicht da sein dürfen, warum dieser Umweg und noch einer und noch einer sich auf einem sonst einfachen Weg aufbaut, warum der Gegenwind notwendig ist.

Mit ihm dürfen und sollen wir immer neu die Zeitplanung besprechen, ihm unsere Sorgen anvertrauen und unsere Wünsche, warum wir nicht länger warten wollen. Nur dann können wir innerlich seinen Ruf vernehmen: Schwingt die Sichel; denn die Ernte ist reif!

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Bis du mit dir selbst einig?

Jedes Reich, das in sich gespalten ist, wird veröden, und ein Haus ums andere stürzt ein.

(Lk 11, 17)

Wir treten täglich in so vielen Rollen auf: als Ehepartner, als Elternteil, im Beruf, im Straßenverkehr, vor Gott… sodass wir selbst nicht gut merken, dass wir uns selbst widersprechen. Im Alltag gibt es viele kleine Situationen, wo wir einer anderen Meinung sind als noch wenige Stunden zuvor im Gespräch mit einem anderen Menschen.
Da wir von der akuten Stimmung getragen sind und noch manche anderen Faktoren auf (und in) uns wirken, kann es immer wieder kommen, dass sich unsere Maßstäbe innerhalb eines Tages unterschiedlich bis gegensätzlich darstellen.

Oft ist es so, dass wir über uns selbst ganz anders in derselben Situation urteilen würden, als wir es einem Anderen gegenüber tun.

Es ist aber weder gesund noch existenziell förderlich, je nach Situation, Umständen, Gesprächspartner die eigene Meinung oder Einstellung anzupassen. Zwar flexibel aber doch innerlich überzeugt sollen wir sein uns auch bleiben, sonst sind wir unmerklich innerlich gespalten und das laugt uns aus. Jesus sagt sogar, dass es langfristig zu einem Zusammenbruch führt.

Werde aufmerksamer mit dir, ob du dir nicht selbst widersprichst. Denn nur so kannst du langsam dir selbst beantworten wer du tatsächlich bist und was du möchtest und wo du ein klares nein in dir verspürst und es auch aussprechen solltest.

Ausdauer

Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet.

(Lk 11, 9)

„Herr, gib mir Geduld! Aber zackig!“

Vielleicht beten wir so nicht bewusst, aber bestimmt schreit unser Inneres öfters um Geduld in vielen Situationen des Alltags. Und dabei kann sich sehr schnell und sehr stark der falsche Eindruck bilden, dass das Erreichen von dem akut Gewünschten das Wichtigste sei. Auch wenn wir eine Woche später schon gar nicht mehr wissen, was uns in dem Moment geärgert oder angespornt hat.

Viel wichtiger ist die Geduld und den Ausdauer an solchen Kleinigkeiten des Alltags, des Familien- oder Berufs- oder Gemeindelebens zu üben. Denn wenn ich nicht heute die Geduld übe, dann bin ich in einer Woche ungeübter, also ungeduldiger!

Und was bleibt in mir und in meinem Leben von all dem was ich heute erlebe in ein paar Monaten? Wenige Erinnerungen und viel geübter Ungeduld!

Anklopfen, ohne dass es sofort geöffnet wird. Bitten und Beten, die Jahre auf die Antwort warten lassen. Suche nach den wichtigsten Antworten, die zum Teil erst im nächsten Leben gefunden werden. All das erscheint in der heutigen schnelllebigen Welt schrecklich aus der Zeit zu sein. Genau das aber tut mir, dir und einem jeden, der dem Tempo des Lebens hinterher bleibt, gut, und zwar langfristig!

Denn die Zeit ist nicht aus der Zeit sowie auch die Tatsache nicht, dass die Dinge Zeit brauchen; so auch das Erlernen von Geduld und Ausdauer.

Lernfähig?

Herr, lehre uns beten!

(Lk 11, 4)

Das Gebet ist eine der schönsten Dinge in diesem Leben! Du stehst fest auf dem Boden der Tatsachen, bringst deine Last, Sorge, deine Freuden und Hoffnungen, kurz: deinen Alltag aus Fleisch und Blut, aber zugleich greifst du in den Himmel, in die Liebe, die alles in dieser Welt übersteigt und in die Macht, vor der alles nur winzig und gefügig ist.

Es ist eine der höchsten Möglichkeiten des Menschen, über sich hinaus zu denken und die Fäden aus der Hand zu lassen, um eine beflügelnde Freiheit zu erlangen und einen Frieden in sich aufzunehmen, der nicht aus den sichtbaren Tatsachen herrührt, sodass er auch anhält, wenn die Tatsachen ungültig, bedrückend oder bedrohlich sich entwickeln sollten.

Diese Spitze des menschlichen Geistes kann nur langsam erreicht werden, und zwar aufbauend auf allem, was ich gelernt und erlebt habe. Das Beten ist zum Teil wie eine Freundschaft, zum Teil Abhängigkeit und Gehorsam und zum Teil Befähigung und Ermächtigung des eigenen Ichs. Da fließt alles zusammen: die Beziehungen, die Lebensausrichtung, die Ausdauer, die Erfolge, die Enttäuschungen, sogar die größten Katastrophen des Lebens, deine schlechteste Entscheidung sowie die größte Verletzung, ja, deine Traumata.
Dein Gebet ist wie dein Leben und dein Leben ist wie dein Beten! Du betest so wie du bist und du wirst langsam so, wie du betest!

Deswegen muss man das Beten genauso lernen wie ein gutes Leben: von den Autoritäten und aus eigenen Höhen und Tiefen. Vor allem aber in der aufmerksamen Beziehung zu Jesus, der uns das Gebet lehren will und kann. Er will es auf ein Niveau bringen, das wir aus uns selbst nicht erreichen können – das nennen wir Gnade. Das ist auch die Kehrseite des Betens: wir berühren den Himmel und gleichzeitig berührt der Himmel uns! Gott selbst wirkt durch seinen Geist in dir Dinge, Gedanken, Gefühle, Entscheidungen, die nicht aus dir sind und doch in der tiefsten Harmonie mit deinem einzigartigen Wesen! Wenn der in dir wirkt, der deinen Fingerabdruck einzigartig gemeißelt hat, weiß er auch am besten, was dir innerlich bzw. existenziell entspricht.

Deswegen dürfen und sollen wir ihn, wie seine Apostel bitten: lehre uns beten! Damit wir noch mehr bei uns ankommen: im Gebet und im Leben. Wenn wir das Beten bei Jesus lernen, werden wir aber auch ein Stück mehr wie er selbst: offen für den Himmel und ganz in der Welt, bei dem Menschen zugleich.

Buße

Als die Nachricht davon den König von Ninive erreichte, stand er von seinem Thron auf, legte seinen Königsmantel ab, hüllte sich in ein Bußgewand und setzte sich in die Asche.

(Jon 3, 6)

Eine der schwierigsten Sachen für uns ist, sich an die eigene Nase zu packen: nicht die offensichtlichen Fehler der Anderen zu sehen, zu rügen, zu beurteilen, zu verbessern, sondern die nicht so offensichtliche, weil unter einer dicken Schicht von Scham (und den aus ihm resultierenden Abwehrmechanismen) verborgene, eigene Unzulänglichkeiten zuzugeben. Schwer wäre auch zum Beispiel, auf das Urteil über Andere solange zu verzichten, bis ich eine deutliche Veränderung in mir erreicht habe.

Wenn der Aufruf des Herrn zur Umkehr ausgesprochen wird, wissen wir automatisch wer sich wie ändern soll. Es ist für uns aber kaum denkbar, dass vor allem ICH mit dem Ruf zur Umkehr gemeint bin.