Ständig sanft

„Liebe, Standhaftigkeit und Sanftmut!“ (1 Tim 6, 11)

Zwei Eigenschaften, die nicht leicht umzusetzen sind. Wir werden manchmal schnell Feuer und Flamme für eine Sache. Bei den ersten Schwierigkeiten aber flacht der Enthusiasmus ab, und etwas wirklich über Jahre durchzuziehen ist eine Echte Herausforderung.

Und Sanftmut passt nicht in die heutige Welt in der nicht nur alles schneller, besser laufen muss, sondern auch alle alles voneinander wissen und man steht unter steter Beobachtung, und das in einer Gesellschaft, die sich selbst und den Anderen die kleinsten Fehler schlecht vergeben und vergessen kann. Sanft vor diesem Hintergrund zu bleiben benötigt einer bewundernswerten Standhaftigkeit!

Deswegen ist die Aufforderung der Bibel so passend für unsere Zeit, Standhaftigkeit und Sanftmut nicht nur sich vorschreiben, vornehmen oder üben, sondern die Beiden zu lieben! Sie zu den Lieblingsreaktionen zu machen, also Unbeständigkeit und Härte nicht mehr in meinem Repertoire zu mögen. Am liebsten wenig, aber standhaft! Am liebsten sanft, egal wie falsch und schlecht alles zu sein scheint!

Bleib im Gespräch

„Die Jünger verstanden den Sinn seiner Worte nicht; er blieb ihnen verborgen, so dass sie ihn nicht begriffen. Aber sie scheuten sich, Jesus zu fragen, was er damit sagen wollte.“ (Lk 9, 45)

Wenn ich Jesus lebendig vor mir hätte, wäre so viel anders und so viel einfacher. Ich könnte Ihn fragen, was sein Wille für mich ist, was er zu dem Thema meint, was ich tun und was ich lassen soll, ihn fragen, ob es Sinn macht dafür zu beten, oder jenes zu bestreben… und so viel mehr.

Das Evangelium berichtet, dass Seine Freunde Ihn vor sich hatten und doch nicht alle Antworten kannten, und mehr noch, sie wagten nicht, ihn zu fragen.

Was wir daraus lesen ist, dass Jesus mit seinem bloßen Dasein selbst bei seinen Vertrauten Ehrfurcht weckte. Dass es etwas ganz besonderes war ein Zwiegespräch mit Ihm zu halten. Egal worüber. Es war immer ein Erlebnis an sich, das den Menschen tief bewegte.

Wie sind deine Gebete? Wie selbstverständlich, gedanklich abwesend, gelangweilt du manchmal beim Gottesdienst bist?

Wer Jesus im Glauben wahrnimmt, müsste in jedes Gebet ehrfürchtig gehen, ja, müsste sich nach dieser besonderen Atmosphäre, die herrscht, wenn man sich in Seinem Blick geborgen weißt, sehnen.

Und zum anderen sagt uns das Wort heute, dass egal wie nah oder fern ich mich Jesus fühle, es IMMER ein Prozess ist, die Antworten bei Ihm zu finden. Und dass es immer auch ein Ringen mit mir selbst ist, sich für Jesus zu öffnen und dranzubleiben, wenn keine oder nicht die von mir erhoffte Antwort kommt.

Zum Schluss gibt es da noch den Trost, dass du heute nicht wissen musst, nicht alles schon parat haben, vorbereitet, perfekt gelassen und mit klarem Ziel vor Augen fest im Leben stehen. Denn wenn selbst die Jünger, die Seine Worte direkt von Seinem Mund vernahmen und 24 h pro Tag an Seiner Seite sichtbar und spürbar waren, mit vielen Fragezeichen unterwegs waren. Musst du dir erst recht keinen Druck machen.

Wie es auch bei dir heute aussieht, wiederhole nicht den Fehler seiner Apostel, die nicht wagten zu fragen! Geh mit deinen Fragen, Zweifeln, Sorgen immer und immer wieder neu auf Jesus zu.

Die richtige Zeit


„Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit: …
eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen, eine Zeit für die Klage und eine Zeit für den Tanz.“ (Koh 3, 1. 4)

Es ist nie die richtige Zeit zum Sterben, verlieren, Abschied nehmen zu müssen. Aber auch zum traurig sein, krank werden. Das kann ich mir nicht erlauben, das kann ich mir nicht leisten, jetzt gerade nicht in top Form zu sein.
Gott sieht es anders und er ermutigt uns in diesem berührenden Wort und Zeit zu nehmen; uns genauso die Zeit für die Traurigkeit wie für den Tanz zu nehmen. Denn wer die Zeit in schweren Momenten nur vorspulen will, kann im Effekt sich auch nicht mehr über die guten Zeiten freuen, sondern will zu den noch besseren überspringen.

Wir sollen weniger versuchen die Zeit tot zu schlagen oder sie zu füllen. Viel mehr dürfen wir alle Zeiten durchleben, denn wenn wir manche Zeiten auslassen wollen, dann ist unser Leben und damit unsere Person nicht vollständig. Wir können nicht die Fülle des Lebens spüren.

Jetzt reicht‘s!


„Nie wird ein Auge satt, wenn es beobachtet, nie wird ein Ohr vom Hören voll.“ (Koh 1, 8)

Man kann sich nicht für die nächsten 2 Wochen satt essen, oder satt atmen. Man kann auch nicht die ganze Schönheit einer Landschaft oder eines Songs in sich aufnehmen, sodass man nie mehr das Lied hören oder die schöne Gegend sich vor Augen, Ohren, ja, vor das Herz führen will.

Dein Herz schlägt jede Sekunde neu. Es nimmt auf und gibt ab, füllt sich und lässt los, immer wieder.

Das ist gesund, ja, das ist die einzige Art wie wir leben. Dagegen: speichern, absichern, sammeln, horten, festhalten ist ungesund, schädlich, einengend oder sogar tödlich; zumindest was die Zufriedenheit angeht. So auch wenn wir unter „Leben“ das „hier und jetzt lebendig zu sein“ verstehen. Denn bei dem Versuch sich das Glück für morgen zu sichern, sind wir heute sowas von tot!

Die Schönheit, das Glück, das Leben kann man nicht speichern oder festhalten. Es will sich ereignen… heute, jetzt, frei, überraschend und damit ganz gut und im Überfluss!

Jetzt reicht’s mit der Sorge ums Leben, denn das JETZT REICHT AUS als Leben!

Nachfolge


„In jener Zeit 
sah Jesus einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Matthäus auf und folgte ihm.“ (Mt 9, 9)

Matthäus wird mitten im Alltag berufen und Jesus tritt in den Kern seiner Absicherungen ein, in seine Zollkammer, die Matthäus Geld und damit Position und Zukunft sicherte, wo Matthäus aber nicht immer sauber gespielt hat und wo er öfters seinen eigenen Vorteil vor die Person, die vor ihm stand, gestellt hat.

Nachfolge bedeutet das Loslassen dieser Sicherheit und seiner Zukunftsentwürfe. Sie bedeutet aber auch die Freiheit von der Enge der Zollkammer, sowie von der Distanz und Kälte den anderen Menschen gegenüber.

Jesus nachzufolgen bedeutet immer mehr so wie er zu denken und zu handeln, immer mehr so sein wie er, frei, liebevoll.

Familie


„Jesus erwiderte: Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und danach handeln.“ (Lk 8, 21)

Jesus beleidigt nicht seine Verwandtschaft, sondern ehrt uns. Jede und jeder darf familiäre, enge, intime Beziehung zu Jesus Pflegen, wenn er nur sein Wort beherzigt und nach ihm sein handeln ausrichtet.

Jesus sehnt sich nach Vertrautheit mit dir, und zwar nach keiner kleineren als du mit deinem Ehepartner, bestem Freund, oder anderen Menschen bei denen du dich so geborgen fühlst, dass du dich Ihnen anvertrauen kannst.

 

Gutes? Sofort!


„Wenn du jetzt etwas hast, sag nicht zu deinem Nächsten: Geh, komm wieder, morgen will ich dir etwas geben.“ (Spr 3, 28)

Es gibt Dinge, über die man mindestens einmal schlafen soll. Gefühle, die dann vergehen, oder sich klären. Ängste, Sorgen, die sich relativieren, wenn man nicht panisch sofort alles zu lösen versucht. Geduld kann viele Probleme problemlos auflösen.
Nicht immer fällt uns das leicht, abzuwarten und nicht aus dem ersten Impuls zu handeln.

Bemerkenswert ist vor diesem Hintergrund, dass wir so oft dann bei dem Guten zögern: Jemandem ein bisschen Zeit zu schenken, was Materielles zu teilen, oder sogar ein gutes Wort zu sagen, zu loben oder sich einfach zu bedanken.
Deswegen muss Gott uns in seinem Wort dazu bewegen, dass wir mit dem Guten nicht warten, dass wir uns selbst Gutes erweisen und zusprechen und dass wir mindestens eine gute Sache zu oder über eine andere Person sagen.

Wenn dir jemand etwas Gutes sagen oder tun wollen würde, würdest du dann sagen: nein, lieber morgen. Oder würdest du sofort Gutes über dich hören, erfahren wollen? Zögere also nicht gut zu dir und zu deinen Mitmenschen zu sein!

Zerrissen



„Kein Sklave kann zwei Herren dienen; 
er wird entweder den einen hassen und den andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ (Lk 16, -3)

Man kann nicht gleichzeitig in zwei Autos steigen und schon gar nicht in zwei, die in verschiedene Richtungen fahren. Was bei dem Körper uns eindeutig unmöglich erscheint, denn es zum Tod, zum Zerreißen des Leibes führen würde, das tun wir ständig unserer Seele an.

Ich diene Gott und gleichzeitig dreht sich alles um mich. Ich vertraue Gott,  lasse ihn aber nicht im konkreten Fall wirken, ich kümmere mich lieber selbst, um das Wichtige… Ich will keinen Streit, bin aber nicht nachsichtig und meine, dass ich immer Recht behalten muss. Ich wünsche mir inneren Frieden, komme aber selten zum Gespräch mit Gott. Ich will gesund leben, kann aber die Finger nicht davon lassen, was den Körper oder die Seele belastet.

Und ich nenne nur wenige Beispiele. Gott fordert uns mit seinem Wort für diese Woche auf, aufmerksam zu schauen, wo ich noch im inneren Widerspruch oder in einer Spaltung lebe. Damit ich die Freiheit und Kraft gewinne durch Umkehr in nur eine Richtung.

Stigmta


Heute werden die Wundmale geehrt, die der heilige Franziskus zwei Jahre vor seinem Tod auf wundersame Weise bekommen hat. Fünf Wundmale an den Stellen, wo Jesus seine Kreuzigungswunden hatte.

Franziskus ahmte Jesus genau nach und die Wunden wurden zur sichtbaren Zeichen, dass Gott Franziskus mit seiner Nachfolge Jesu ernst genommen hat.

Gott sieht auch deine Bemühungen um das Gute, deinen alltäglichen Kampf Gott treu zu bleiben. Auch das kleinste Gut ist bei Gott nicht vergessen.

Explosion

Wenn wir unsere Hoffnung nur in diesem Leben auf Christus gesetzt haben, sind wir erbärmlicher daran als alle anderen Menschen.“ (1 Kor 15, 19)

Nicht nur erbärmlich, sondern auch gefährlich ist, wenn ich Jesus nur auf mein jetziges Leben beschränke, d.h. wenn meine Perspektive auf mir selbst, auf meinen Bedürfnissen und Ängsten endet. Dann liegt nämlich nahe, dass ich Jesus für meine Horizonte benutzen oder verzwecken will. Das verändert nicht nur die Grundordnung, sodass mein Leben, meine Wertvorstellungen und damit meine Entscheidungen auf den Kopf gestellt werden (im Klartext: ich habe Angst davor, was gut für mich wäre, strebe danach, was mir schadet).

Darüber hinaus geschieht etwas Schreckliches, das ich nicht nur auf den ersten Blick, sondern möglicherweise nie erkennen werde: wenn dieser Fokus auf mir selbst durch Gnade oder Leid nicht durchbrochen wird, werden mein ganzes Leben, mein Glück, mein Dasein auf meine kleine, enge und ängstliche Perspektive reduziert. Das ganze, große, tiefe, wilde, schöne Leben, dass Gott sich für mich wünscht (sowohl in dieser Welt als auch in Ewigkeit) geht an mir vorüber.

Der Glaube an den Auferstanden, der aus jedem Tod noch mehr Leben holt, um den es in der ersten Lesung heute geht, hat die Macht dieses enge Korsett meines Egos und meiner Ängste zu sprengen und das Leben explosivartig zu erweitern. Zunächst in meinem Herzen, dann in dem wie ich Gott wahrnehme und liebe, und dann wie mutig und frei ich mit meinem Leben und mit meinen nächsten in Liebe umgehe.