1. Mitleiden

Die Fastenzeit ist nicht nur die Zeit des Verzichtes, der geistlichen Übungen. Es ist die Zeit der Gnade, die tief in unsere Herzen greift und sie von innen her verwandeln soll und darf. Eine Schnittstelle von beiden ist die Betrachtung des Leidens Jesu, sodass die Fastenzeit und Gnadenzeit sich in der Passionszeit verdichten.

So lade ich Sie in den kommenden Tagen der Fastenzeit mit Jesus zu leiden. Ich schreibe es bewusst so, weil es bedeuten kann mit Jesu Schmerzen mitzufühlen, oder mein eigenes Leid mit ihm zu teilen, sodass ich nicht alleine leiden muss. Die Betrachtung der Leiden Jesu ist auch eine altbewährte Schule des Mitleids mit den Anderen, und das ist in der heutigen Zeit sehr aktuell.

Es werden jeden Tag hier nur weniger Sätzen sein, die jedoch als eine Vorlage für eine Meditation, einen Austausch mit Jesus, eine Kontemplation des inneren, geistiges Bildes von Jesus mit den beschriebenen Gefühlen dienen können. Wichtig ist bei Jesus mit Herz und Gefühl für einen Moment anzuhalten.

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  1. VERUNSICHERUNG?

„In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er wird getötet werden, aber am dritten Tag wird er auferstehen.“ (Lk 9, 22)

Jesus hat mehrmals und ziemlich genau seinen Jüngern beschrieben, dass er leiden wird und wie es dazu kommen wird. Wie ist ein Leben mit Gewissheit welches Leid auf dich zukommt, dass du nicht dem Lauf der Dinge entkommen kannst? Das wissen sicherlich die Kranken, denen das weitere Fortschreiten ihrer Krankheit bewusst ist. Sind aber die Gesunden so sicher vor einer solchen Verunsicherung? Wir kontrollieren doch so wenig, wie die Pandemie oder der so nahe Krieg uns deutlich machen.

Was wir kontrollieren ist aber, dass wir die Gewissheit des eigenen Todes und so manches Unangenehme an den Rand unseres Bewusstseins, weg von uns schieben. Wir meinen uns Gutes damit zu tun, weil es sonst so weh tut. Jesus stellt sich dieser Verunsicherung. Er stellt sich den Tatsachen, er nimmt sie aktiv an.