herausgerissen

„Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen!“ (Mt 7, 4)

Den Balken aus dem eigenen Auge rauszuziehen klingt nach einem schmerzlichen Vorgang und ist auch so, denn es geht darum, dass weder ich selbst noch die Überzeugung, dass ich Bescheid weiß, mir den Blick versperren. Es geht dabei also darum, dass mein Ego und meine Meinung aus dem Zentrum meines Blicks weichen.

Schmerzhaft ist danach zu leben, dass selbst, wenn ich in vielen Sachen Recht habe, mit meiner Meinung doch nicht wirklich allen Recht zukommen lasse. Denn meine Perspektive ist eng, auf mich bezogen, von Angst oder anderen Dingen eingeschränkt und ich berücksichtige zu oft die Macht, die Liebe Gottes sowie viele andere Tatsachen gar nicht. Mehr lasse ich aus, als berücksichtige bei meinen Urteilen über jede Situation.

Damit ich diesen Balken herausreißen kann und damit frei von meiner Selbst mich, die Anderen und die akute (sowie langfristige) Situation sehen kann, muss ich zunächst von Gott herausgerissen sein wie Abraham: aus meinen Absicherungen, aus meiner Umwelt, aus den Gewohnheiten, Denkmustern, Glaubenssätzen, aus der bequemen und ungefährlichen Lage. Ich brauche den Ruf Gottes vor der Sehnsucht nach Glück und nach einem guten Leben zu stellen, denn selten stört etwas das Leben und das Glück mehr als diese Überzeugung, dass ich selbst am Besten um mein Glück weiß und am besten für mein Leben sorge.