39. Ende

„Sechs Tage vor dem Paschafest kam Jesus nach Betanien, wo Lazarus war, den er von den Toten auferweckt hatte.“ (Joh 12, 1)

Seine Tage sind gezählt und er weiß es. Die letzten Momente mit seinen Freunden, Abschied. Das Bewusstsein, dass mir nicht mehr viel Zeit bleibt, tut weh, lässt aber auch jeden Moment als viel wertvoller erscheinen.

38. Leid

Am Palmsonntag gehen wir den ganzen Leidensweg mit Jesus. Es ist der Tag, der uns auf besondere Art und Weise auf das Mitfühlen mit Jesus in der schwierigsten Woche seines Lebens einstimmt.

 

Das Leiden unseres Herrn Jesus Christus nach Lukas.

Die Ältesten des Volkes, die Hohepriester und die Schriftgelehrten erhoben sich und
man führte Jesus zu Pilatus.
Dort brachten sie ihre Anklage gegen ihn vor; sie sagten:
Wir haben festgestellt, dass dieser Mensch unser Volk verführt, es davon abhält, dem Kaiser Steuer zu zahlen, und behauptet, er sei der Christus und König.
Pilatus fragte ihn:
Bist du der König der Juden?
Er antwortete ihm:
Du sagst es.
Da sagte Pilatus zu den Hohepriestern und zur Volksmenge:
Ich finde keine Schuld an diesem Menschen.
Sie aber blieben hartnäckig und sagten:
Er wiegelt das Volk auf; er verbreitet seine Lehre im ganzen jüdischen Land, angefangen von Galiläa bis hierher.

Als Pilatus das hörte, fragte er, ob der Mann ein Galiläer sei.

Und als er erfuhr,  dass Jesus aus dem Herrschaftsgebiet des Herodes komme, ließ er ihn zu Herodes bringen, der in jenen Tagen ebenfalls in Jerusalem war.

Herodes freute sich sehr, als er Jesus sah; schon lange hatte er sich gewünscht, ihn zu sehen,
denn er hatte von ihm gehört. Nun hoffte er, ein von ihm gewirktes Zeichen zu sehen.
Er stellte ihm viele Fragen, doch Jesus gab ihm keine Antwort.
Die Hohepriester und die Schriftgelehrten, die dabeistanden,
erhoben schwere Beschuldigungen gegen ihn.
Herodes und seine Soldaten zeigten ihm offen ihre Verachtung.
Er trieb seinen Spott mit Jesus, ließ ihm ein Prunkgewand umhängen und schickte ihn so zu Pilatus zurück.
An diesem Tag wurden Herodes und Pilatus Freunde; vorher waren sie Feinde gewesen.

Pilatus rief die Hohepriester und die anderen führenden Männer und das Volk zusammen und sagte zu ihnen:
Ihr habt mir diesen Menschen hergebracht und behauptet, er wiegle das Volk auf. Und siehe, ich selbst habe ihn in eurer Gegenwart verhört und habe an diesem Menschen die Schuld, wegen der ihr ihn anklagt, nicht gefunden, auch Herodes nicht, denn er hat ihn zu uns zurückgeschickt.
Ihr seht also:
Er hat nichts getan, worauf die Todesstrafe steht. Daher will ich ihn auspeitschen lassen
und dann freilassen.
Er musste ihnen aber zum Fest einen Gefangenen freilassen.
Da schrien sie alle miteinander:
Weg mit ihm; lass den Bárabbas frei!
Dieser Mann war wegen eines Aufruhrs in der Stadt und wegen Mordes ins Gefängnis geworfen worden.
Pilatus aber redete wieder auf sie ein, denn er wollte Jesus freilassen.
Doch sie schrien:
Kreuzige ihn, kreuzige ihn!
Zum dritten Mal sagte er zu ihnen:
Was für ein Verbrechen hat er denn begangen?
Ich habe nichts feststellen können, wofür er den Tod verdient.
Daher will ich ihn auspeitschen lassen und dann werde ich ihn freilassen.
Sie aber schrien und forderten immer lauter, er solle Jesus kreuzigen lassen, und mit ihrem Geschrei setzten sie sich durch:
Da entschied Pilatus, dass ihre Forderung erfüllt werden solle.
Er ließ den Mann frei, der wegen Aufruhrs und Mordes im Gefängnis saß und den sie gefordert hatten. Jesus aber lieferte er ihrem Willen aus.

Als sie Jesus hinausführten, ergriffen sie Simon, einen Mann aus Kyréne, der gerade vom Feld kam. Ihm luden sie das Kreuz auf, damit er es hinter Jesus hertrage.
Es folgte ihm eine große Menge des Volkes, darunter auch Frauen, die um ihn klagten und weinten.
Jesus wandte sich zu ihnen um und sagte:
Töchter Jerusalems, weint nicht über mich; weint vielmehr über euch und eure Kinder! Denn siehe, es kommen Tage, da wird man sagen: Selig die Frauen, die unfruchtbar sind, die nicht geboren und nicht gestillt haben. Dann wird man zu den Bergen sagen: Fallt auf uns! und zu den Hügeln: Deckt uns zu!
Denn wenn das mit dem grünen Holz geschieht, was wird dann erst mit dem dürren werden?

Zusammen mit Jesus wurden auch zwei Verbrecher zur Hinrichtung geführt.

Sie kamen an den Ort, der Schädelhöhe heißt; dort kreuzigten sie ihn und die Verbrecher, den einen rechts von ihm, den andern links.
Jesus aber betete:
Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!
Um seine Kleider zu verteilen, warfen sie das Los.
Das Volk stand dabei und schaute zu; auch die führenden Männer verlachten ihn und sagten:

Andere hat er gerettet, nun soll er sich selbst retten, wenn er der Christus Gottes ist, der Erwählte.
Auch die Soldaten verspotteten ihn; sie traten vor ihn hin, reichten ihm Essig und sagten:
Wenn du der König der Juden bist, dann rette dich selbst!
Über ihm war eine Aufschrift angebracht:
Das ist der König der Juden.

Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn:

Bist du denn nicht der Christus? Dann rette dich selbst und auch uns!
Der andere aber wies ihn zurecht und sagte:
Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan.
Dann sagte er:
Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst!
Jesus antwortete ihm:
Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.

Es war schon um die sechste Stunde, als eine Finsternis über das ganze Land hereinbrach – bis zur neunten Stunde. Die Sonne verdunkelte sich. Der Vorhang im Tempel riss mitten entzwei.
Und Jesus rief mit lauter Stimme:
Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.
Mit diesen Worten hauchte er den Geist aus.

Als der Hauptmann sah, was geschehen war, pries er Gott und sagte:
Wirklich, dieser Mensch war ein Gerechter.
Und alle, die zu diesem Schauspiel herbeigeströmt waren und sahen, was sich ereignet hatte, schlugen sich an die Brust und gingen weg.
Alle seine Bekannten aber standen in einiger Entfernung, auch die Frauen, die ihm von Galiläa aus nachgefolgt waren und die dies mit ansahen.

37. Unehrlich

„Dieser Mensch tut viele Zeichen. Wenn wir ihn gewähren lassen, werden alle an ihn glauben. Dann werden die Römer kommen und uns die heilige Stätte und das Volk nehmen.“ (Joh 11, 47-48)

Es ist dreist, zynisch und unehrlich zu sehen, wie die Wirklichkeit eigentlich ist und dennoch  die Tatsachen für eigene Zwecke anders auszulegen, oder gar gegen sie zu wirken.

Das ist ein Verrat an der Wahrheit.

36. Undankbarkeit

„In jener Zeit hoben die Juden Steine auf, um ihn zu steinigen. Jesus hielt ihnen entgegen: Viele gute Werke habe ich im Auftrag des Vaters vor euren Augen getan. Für welches dieser Werke wollt ihr mich steinigen?“ (Joh 10, 31-32)

Für gute Werke keine Dankbarkeit zu erfahren, tut weh. Aber Ablehnung, Abgrenzung und Gewalt dafür zu bekommen zerschmettert die Seele. Jesus leidet jeden Tag unter der Undankbarkeit von uns Menschen.

35. Hoffnungslos


„Da hoben sie Steine auf, um sie auf ihn zu werfen. Jesus aber verbarg sich und verließ den Tempel.“ (Joh 8, 59)

Es waren keine leere Drohungen. Die Gewalt gegen Jesus verdichtete sich immer mehr.

Wir hoffen immer auf bessere Zeiten, dass sich die Situation zum Guten wendet. Jesus wurde immer mehr abgelehnt und bekämpft.

34. Wahrheitsmörder

„Jetzt aber wollt ihr mich töten, einen Menschen, der euch die Wahrheit verkündet hat, die Wahrheit, die ich von Gott gehört habe.“ (Joh 8, 40)

Wir würden nie zugeben, dass wir die Wahrheit stilllegen wollen, ja, wir merken es selber oft nicht, wenn wir an der Wahrheit vorbei leben, denn wir wollen die Wahrheit und sind doch Meister des Selbstbetrugs.

Auf jeden Fall dürfen wir nie leichtfertig meinen: ich bin total ehrlich mir selbst gegenüber. Diese, wie jede andere Ehrlichkeit, wird an der Wahrheit des Evangeliums Jesu gemessen. Deswegen ist die mehr oder minder bewusste Ablehnung der Wahrheit immer eine Ablehnung von Jesus selbst.

33. Missverstanden

„Sie verstanden nicht, dass Jesus damit den Vater meinte.“ (Joh 8, 27)

Jesus ist gekommen, um zu bezeugen, dass Gott weder fremd, noch weit weg, noch desinteressiert, noch gar gegen den Menschen ist. Jesu ganzes Dasein und seine ganze Verkündigung stellt Gott als den Vater vor. Und Jesus wird so viel anderes zugeschrieben, dass er ein politische Kämpfer sei, ein Revolutionär, ein Guru, ein gutes Vorbild…

Wer Seinen Vater nicht in Jesus erkennt, lässt Jesus allein und missverstanden zurück.

32. Dunkelheit

„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Joh 8, 12)

Dass viele lieber Dunkelheit wählen als sein Licht, schmerzt den, der alle Menschen für das ewige Glück in seinem Licht geschaffen hat.

31. Gegner

„Mit diesen Worten wollten sie ihn auf die Probe stellen, um einen Grund zu haben, ihn anzuklagen.“ (Joh 8)

Egal was er sagt, egal was er tut, ist es schlecht, kommt nicht gut an. Alles scheint vergebliche Mühe sein. Er kann machen was er will, sie sind immer gegen ihn.

Ohne Grund, also quasi aus jedem Grund angegriffen zu sein, ist sehr schmerzhaft und frustrierend. Das war Jesu Alltag.

30. Wahrheit

„So entstand seinetwegen eine Spaltung in der Menge.“ (Joh 7, 43)

Es tut gut, wenn alle uns mögen. Es fällt schwer, wenn mehrere gegen uns sind. Es ist eine ständige Versuchung: lieber den Zuspruch von vielen, als die Treue der Wahrheit zu erlangen.

Jesus kennt den schmerzhaften Preis der Wahrheit: die Spaltung der Menge. Widerspruch von vielen.