Komm!

 

In der Bibel sagt Gott oft zu verschiedenen Männern und Frauen: geh! Gott sendet uns mit einer bestimmten Aufgabe in den Alltag aus, zu den Menschen. Bemerkenswert ist, dass Jesus, der seine Jünger auch aussendet, nicht nur und nicht zuerst GEH! sagt, sondern KOMM! Er wiederholt es öfters im Evangelium, bevor er Petrus aussendet, wenn seine Freunde von ihren Aufgaben erschöpft sind. Diese Einladung, zu ihm zu kommen, hören wir auch im Evangelium der letzten Tage, wenn er von sich als Nahrung spricht. 

Bevor Jesus eine Aufgabe für dich hat, dich dein tägliches Kreuz tragen lässt, bevor du überhaupt einen Schritt nach draußen tust, lädt er dich ein, dass du zu ihm kommst und Kraft, Frieden und Freude schöpfst, dass du seine Nähe und Liebe wahrnimmst.

Die aktuelle Zeit, in der unser Auftrag nach außen, also dieses „GEH!“, eingeschränkt ist, bedeutet keineswegs ein weniger intensives kirchliches, christliches Leben. Jetzt ist die Zeit der Einladung nach Innen, ja, die Zeit der Einladung in die Tiefen Gottes: KOMM! Und lass dich trösten, stärken und erneuern!

Im Tod ist das Leben

In der ersten Lesung sehen wir, was passiert, als die erste große Christenverfolgung ausbricht. Die Menschen werden gezwungen, das Gewohnte zu verlassen, sich auf unbekannte Orte, Umstände einzulassen, werden zerstreut, also voneinander getrennt, und müssen in Angst um ihr Leben leben.

Die ersten Christen bestehen diese Prüfung: sie meckern nicht, sie schimpfen weder mit ihren Verfolgern noch mit den Umständen, die sie sowohl von ihren Familien, als auch von der Gemeinde und von ihren Gottesdiensten trennt. Sie nutzen diese Situation positiv, sie nehmen sie sogar als einen neuen Antrieb zur Verbreitung der Frohen Botschaft über Jesus Christus.

Gerade an den schweren Situationen zeigt sich oft, was in einem Menschen steckt. Es kommt dann der Glaube oder Unglaube zum Vorschein. Und wir als Nachfolger des Auferstandenen sind dazu berufen, selbst im Tod das Leben zu finden. Wir sind dazu berufen und auch befähigt, das Dunkel mit Licht zu füllen, den Fluch durch Segen und Lob zu sprengen. Das Schlechte kann nicht mit negativen Kommentaren aufgehoben werden. Nach wie vor kann nur das Gute das Böse besiegen.

Nie mehr Hunger!

„Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“ (Joh 6,35)

Wonach dürstet deine Seele? Wonach hungert dein Inneres? Es ist klar, dass Jesus die grundlegenden und tiefen Bedürfnisse in uns meint. Und er verspricht: sie werden alle bei ihm, in einer lebendigen Verbindung mit ihm tatsächlich und dauerhaft gestillt! 

Dafür sind nur zwei Schritte nötig: sich der inneren Bedürfnisse, Wünsche, Unruhen bewusst zu werden und das mit aller Offenheit und Vertrauen, die ich nur habe, zu Jesus zu bringen, damit seine Liebe tief in mir in diesen Bereichen wirksam werden kann.

Das Werk Gottes

 

„Was müssen wir tun, um die Werke Gottes zu vollbringen?“ (Joh 6,28) – wird Jesus heute gefragt. Es gibt sprachlich einen kleinen Unterschied zwischen „Werken Gottes“ und „Werken für Gott“, aber die Bedeutung ist wesentlich anders.

Es geht nicht darum, dies oder jenes oder sogar ganz viel für Gott zu tun, weil Gott vieles davon gar nicht möchte – vor allem, weil wir bei all den Werken für Gott nicht dazu kommen, ihn zu fragen: was ist dein Wille, was ist dein Werk, von dem du möchtest, dass ich nach meinen Möglichkeiten und Fähigkeiten mitarbeite?

Hilft Flucht wirklich?

Zwei Jünger sind überfordert durch den Tod Jesu und durch alles, was rund um diese Katastrophe in Jerusalem geschah. Sie fliehen aus der Stadt, wenn auch nur wenige Kilometer. Hauptsache weg!

Dann sprechen sie mit Jesus, nennen in dem Gespräch das Problem beim Namen und plötzlich – trotz anbrechender Dunkelheit – kehren sie zurück zu dem Ort ihrer Probleme, und zwar schneller, als sie geflohen sind.

Die Geschichte der Emmaus-Jünger lehrt uns:

Manchmal ist die Flucht, der Abstand die einzige Option, wenn es uns zu viel oder zu schwer wird.

Eine dauerhafte Flucht in eine virtuelle, chemische, oder auch fromme Ersatzwelt bewirkt jedoch Entfremdung von sich selbst und vom eigenen Leben. Der Abstand von einem Problem soll letztendlich dazu führen, dass man sich der Wirklichkeit stellt und gestärkt zu der Enttäuschung, zu den problematischen Tatsachen zurückkehrt.

Die Rückkehr zu dem Problem ist ein langer Prozess, und erst, wenn ich wieder genug Kraft gewonnen habe, kann ich eine Gegenrichtung ansteuern.

Eine wichtige Hilfe in der Auseinandersetzung mit den Schwierigkeiten des Lebens stellt das Gebet dar. Die „Flucht“ ins Gebet hilft, neue Perspektiven zu gewinnen.

Das Gespräch mit Jesus ist ein sicherer Raum, um die Probleme, Ängste, Enttäuschungen beim Namen zu nennen und sich somit all dem zu stellen, und zwar nicht allein, sondern mit und vor Gott.

Just do it!

Jemand sagte, dass die schwersten Stellen in der Bibel nicht die sind, die wir nicht verstehen, sondern die, die wir ganz klar verstehen, denn dann bleibt uns keine Ausrede mehr, sie praktisch umzusetzen, und das erfordert Umdenken, Loslassen der alten Gewohnheiten und neue Entscheidungen.

In diesem Sinne heute ohne Kommentar zwei Zitate aus der ersten Lesung zum Meditieren, Vertrauen, Beherzigen und Umsetzen:

„Der Gott aller Gnade aber, der euch in Christus zu seiner ewigen Herrlichkeit berufen hat, wird euch, die ihr kurze Zeit leiden müsst, wieder aufrichten, stärken, kräftigen und auf festen Grund stellen.“ (1 Petr 5,10)

Daher…

„Werft alle eure Sorge auf Gott, denn er kümmert sich um euch.“ (1 Petr 5,7)

Was gefällt Gott?

Wie oft fragst du nach Gottes Willen?

Wenn Er das Beste für dich will, wäre es von Vorteil, Ihn zu fragen, was seine Wege für dich sind. Dennoch fragen wir seltenst danach, und selbst wenn wir ein Gebot, eine Wegweisung aus der Bibel oder aus unserem Gewissen wahrnehmen, tun wir uns schwer, dem zu folgen, was sich darin als Gottes Wille zeigt. Daher brauchen wir die deutliche Erinnerung aus der heutigen Lesung, dass unsere Bemühungen ohne Gott kurzsichtig sind, selbst die Besten: „wenn dieses Vorhaben oder dieses Werk von Menschen stammt, wird es zerstört werden; stammt es aber von Gott, so könnt ihr sie nicht vernichten; sonst werdet ihr noch als Kämpfer gegen Gott dastehen.“ (Apg 5,38-39)

Hände

„Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben.“ (Joh 3,35)

Wir glauben, dass Gott gut ist und sich um uns kümmert, lassen jedoch selten Dinge aus unserer Hand. Sicher ist sicher – will man sagen.

Sind aber meine Hände sicherer, stärker, als Gottes Hand? Meine Hände sind näher, sichtbar. Und das gibt ein Gefühl der Sicherheit, die jedoch nur so weit reicht, wie meine Hände reichen. 

Wenn ich alles in Gottes Hand lege, dann höre ich auf, mit meinen Händen Gottes Job zu machen und kann sie endlich dem zuwenden, was in meiner Macht und Verantwortung liegt, und es mit Freude und Leichtigkeit tun.

Gott liebt uns sehr

„Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab“ (Joh 3,16).

Für die Welt, nicht für die Kirche allein; für die Menschen, nicht für Gläubige und Fromme allein hat Gott seinen Sohn hingegeben.

Gott interessiert sich mit Liebe für alles, was dich und dein Leben ausmacht, für alles was du tust, erlebst, fühlst und denkst. Nichts an dir und deinem Leben ist ihm zu klein oder weniger wichtig. Nicht nur dein Gebet, dein Glaube haben große Bedeutung für ihn. Er sorgt liebevoll für dich in jeder Sekunde.

Wie neu geboren


Wir kennen solche Erfahrungen, die uns aufleben lassen: ein Urlaub, eine positive Wendung einer schweren Situation, ein Erfolgserlebnis. Vielleicht einfach endlich mal eine entspannte, erholsame Nacht – man fühlt sich wie neu geboren.

Jesus spricht heute darüber, dass es ein Dauerzustand für diejenigen sein darf, die an ihn glauben.

Die Psychologie sagt, dass die Geburt eine traumatische Erfahrung ist: ein enges, dunkles Tor, durch das eine schutzlose Person gequetscht wird – ein Abbild des Todes. Wenn die Geburt jedoch vollendet ist, ist sie das schönste Ereignis für die ganze Familie.

Was Jesus mit dem Vergleich sagen will ist: wer ihm im Vertrauen das Leben und das Sterben überlässt, kann genauso zuversichtlich den hellen wie den dunklen Tagen entgegen schreiten. In Gemeinschaft mit Jesus ist nämlich das Einengende und Schmerzhafte genauso ein Weg zum vollen Leben, wie das Helle und Angenehme.

Der Unterschied liegt nicht in den äußern Umständen, sondern in dem Vertrauen auf den lebendigen Gott.