Ausdauer

Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet.

(Lk 11, 9)

„Herr, gib mir Geduld! Aber zackig!“

Vielleicht beten wir so nicht bewusst, aber bestimmt schreit unser Inneres öfters um Geduld in vielen Situationen des Alltags. Und dabei kann sich sehr schnell und sehr stark der falsche Eindruck bilden, dass das Erreichen von dem akut Gewünschten das Wichtigste sei. Auch wenn wir eine Woche später schon gar nicht mehr wissen, was uns in dem Moment geärgert oder angespornt hat.

Viel wichtiger ist die Geduld und den Ausdauer an solchen Kleinigkeiten des Alltags, des Familien- oder Berufs- oder Gemeindelebens zu üben. Denn wenn ich nicht heute die Geduld übe, dann bin ich in einer Woche ungeübter, also ungeduldiger!

Und was bleibt in mir und in meinem Leben von all dem was ich heute erlebe in ein paar Monaten? Wenige Erinnerungen und viel geübter Ungeduld!

Anklopfen, ohne dass es sofort geöffnet wird. Bitten und Beten, die Jahre auf die Antwort warten lassen. Suche nach den wichtigsten Antworten, die zum Teil erst im nächsten Leben gefunden werden. All das erscheint in der heutigen schnelllebigen Welt schrecklich aus der Zeit zu sein. Genau das aber tut mir, dir und einem jeden, der dem Tempo des Lebens hinterher bleibt, gut, und zwar langfristig!

Denn die Zeit ist nicht aus der Zeit sowie auch die Tatsache nicht, dass die Dinge Zeit brauchen; so auch das Erlernen von Geduld und Ausdauer.

Lernfähig?

Herr, lehre uns beten!

(Lk 11, 4)

Das Gebet ist eine der schönsten Dinge in diesem Leben! Du stehst fest auf dem Boden der Tatsachen, bringst deine Last, Sorge, deine Freuden und Hoffnungen, kurz: deinen Alltag aus Fleisch und Blut, aber zugleich greifst du in den Himmel, in die Liebe, die alles in dieser Welt übersteigt und in die Macht, vor der alles nur winzig und gefügig ist.

Es ist eine der höchsten Möglichkeiten des Menschen, über sich hinaus zu denken und die Fäden aus der Hand zu lassen, um eine beflügelnde Freiheit zu erlangen und einen Frieden in sich aufzunehmen, der nicht aus den sichtbaren Tatsachen herrührt, sodass er auch anhält, wenn die Tatsachen ungültig, bedrückend oder bedrohlich sich entwickeln sollten.

Diese Spitze des menschlichen Geistes kann nur langsam erreicht werden, und zwar aufbauend auf allem, was ich gelernt und erlebt habe. Das Beten ist zum Teil wie eine Freundschaft, zum Teil Abhängigkeit und Gehorsam und zum Teil Befähigung und Ermächtigung des eigenen Ichs. Da fließt alles zusammen: die Beziehungen, die Lebensausrichtung, die Ausdauer, die Erfolge, die Enttäuschungen, sogar die größten Katastrophen des Lebens, deine schlechteste Entscheidung sowie die größte Verletzung, ja, deine Traumata.
Dein Gebet ist wie dein Leben und dein Leben ist wie dein Beten! Du betest so wie du bist und du wirst langsam so, wie du betest!

Deswegen muss man das Beten genauso lernen wie ein gutes Leben: von den Autoritäten und aus eigenen Höhen und Tiefen. Vor allem aber in der aufmerksamen Beziehung zu Jesus, der uns das Gebet lehren will und kann. Er will es auf ein Niveau bringen, das wir aus uns selbst nicht erreichen können – das nennen wir Gnade. Das ist auch die Kehrseite des Betens: wir berühren den Himmel und gleichzeitig berührt der Himmel uns! Gott selbst wirkt durch seinen Geist in dir Dinge, Gedanken, Gefühle, Entscheidungen, die nicht aus dir sind und doch in der tiefsten Harmonie mit deinem einzigartigen Wesen! Wenn der in dir wirkt, der deinen Fingerabdruck einzigartig gemeißelt hat, weiß er auch am besten, was dir innerlich bzw. existenziell entspricht.

Deswegen dürfen und sollen wir ihn, wie seine Apostel bitten: lehre uns beten! Damit wir noch mehr bei uns ankommen: im Gebet und im Leben. Wenn wir das Beten bei Jesus lernen, werden wir aber auch ein Stück mehr wie er selbst: offen für den Himmel und ganz in der Welt, bei dem Menschen zugleich.

Buße

Als die Nachricht davon den König von Ninive erreichte, stand er von seinem Thron auf, legte seinen Königsmantel ab, hüllte sich in ein Bußgewand und setzte sich in die Asche.

(Jon 3, 6)

Eine der schwierigsten Sachen für uns ist, sich an die eigene Nase zu packen: nicht die offensichtlichen Fehler der Anderen zu sehen, zu rügen, zu beurteilen, zu verbessern, sondern die nicht so offensichtliche, weil unter einer dicken Schicht von Scham (und den aus ihm resultierenden Abwehrmechanismen) verborgene, eigene Unzulänglichkeiten zuzugeben. Schwer wäre auch zum Beispiel, auf das Urteil über Andere solange zu verzichten, bis ich eine deutliche Veränderung in mir erreicht habe.

Wenn der Aufruf des Herrn zur Umkehr ausgesprochen wird, wissen wir automatisch wer sich wie ändern soll. Es ist für uns aber kaum denkbar, dass vor allem ICH mit dem Ruf zur Umkehr gemeint bin.

Taten

geh und handle genauso!

(Lk 10, 37)

Barmherzigkeit ist die Liebe, die in einer konkreten Situation an einem konkreten Menschen wahr wird, sich deutlich zeigt. Deswegen folgt auf Jesu Erzählung, in der er beschreibt, wie er selbst Barmherzigkeit übt, eine praktische Aufforderung: geh und handle genauso wie der barmherzige Gott!

sorgenfrei

Sorgt euch um nichts,
sondern bringt in jeder Lage
betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!
Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt,
wird eure Herzen und eure Gedanken
in Christus Jesus bewahren.

(Phil 4, 6-7)

Du kannst nicht den Frieden in den Gedanken und in deinem Herzen bewahren, wenn du nicht die Sorgen los geworden bist! Beides geht nicht gleichzeitig in demselben Kopf und Herz. In jeder Lage ist es aber möglich frei von Sorgen zu bleiben. Das Beten mit Glauben, dass Gott die volle Macht über jedes Detail der Wirklichkeit hat sowie die Dankbarkeit sind die ersten Schritte in Richtung der Freiheit von Sorgen.

Rosenkranz

Habt Vertrauen, meine Kinder, schreit zu Gott!

(Ba 4, 27)

Eine Mutter will immer das Beste für ihre Kinder. Gleichzeitig will sie nicht alles schon vorwegnehmen und fertig vor die Nase stellen, sondern die Kinder wachsen lassen, ihren Freiraum selbst zu erforschen und zu gestalten, ihre Möglichkeiten und Grenzen zu erfahren und so zu reifen.
Deswegen gibt die Mama viele Antworten und Vorschläge vor, aber auch manche offene Frage und Aufgabe.
So können wir auch auf den Rosenkranz als eine Art des Betens schauen, die kinderleicht in der äußeren Ausführung ist und zugleich ein Weg in die Tiefe und in die Weite des Betens, des Meditierens, der Auseinandersetzung mit den biblischen Bildern. Der Rosenkranz ist der Weg mit einer Mutter, die viel schenkt, die herausfordert, die unterstützt, die das Vertrauen auf Gott lehrt und den Schrei des Herzens freisetzt.

Überraschung!

Meinst du etwa, du wirst bis zum Himmel erhoben? Nein, in die Unterwelt wirst du hinabgeworfen.

(lk 10, 15)

Wenn wir vor Gott einmal stehen, werden wir sehr überrascht, was an unseren guten Ideen, zutreffendsten Urteilen über Andere und über die Situation, gar nicht so gut war. Und umgekehrt wird uns vieles überraschen, was wir für die größte Katastrophe hielten, was wir los werden wollten, weil wir es als Hindernis angesehen haben, dass gerade das uns am weitesten gebracht hat.

Immer neu gilt es nach dem Willen Gottes zu suchen und aus der Perspektive seines Wortes alles zu betrachten.

Friedenstauglich?

Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als erstes: Friede diesem Haus!

Und wenn dort ein Mann des Friedens wohnt, wird der Friede, den ihr ihm wünscht, auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren.

(Lk 10, 5-6)

Der Friede kann geschenkt werden! Aber er haftet nicht an dem, der keinen Frieden macht! Wenn jemand keinen Frieden in sich hat und Unruhe um sich verbreitet, kann ihm Friede gewünscht und geschenkt sein, aber er kann ihn doch nicht aufnehmen, nicht behalten.

Der Friede will gemacht werden, also wenn dir der innere Friede fehlt, musst du dich fragen, ob du auch friedlich mit dir, mit deiner jetzigen Situation und mit deinen Mitmenschen umgehst?

Kreuz-ung

Ich will mich allein des Kreuzes Jesu Christi, unseres Herrn, rühmen, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt.

(gal 6, 14)

Wir sind bemüht um ein gutes Verhältnis zur Welt, um eine positive Einstellung. Paulus und nach ihm Franziskus und viele andere Christinnen und Christen finden den Zugang zur Welt im Kreuz. Es wird zur Kreuzung zwischen mir und der Welt. Die Begegnungen mit den Anderen, die Mühe der Arbeit, die Tatsache des Alterns und der ganze Reichtum des Lebens in dieser endlichen Welt ist schwer, ist ein Kreuz, tut oft weh. Aber das Kreuz ist für die Welt und es ist die Liebe zur Welt, die sich für das Wohl des Anderen und der Welt aufopfert.

Das Kreuz ist die realistische und liebevolle Einstellung zu der Wirklichkeit. Unter Tränen aber immer mit Liebe.

gütig

Herr, sollen wir befehlen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie vernichtet? Da wandte er sich um und wies sie zurecht. Und sie gingen zusammen in ein anderes Dorf.

(Lk 9, 54-56)

Gott löst die Probleme nie mit Gewalt und deswegen bricht er auch nichts übers Knie. Er lässt Geduld und Güte walten, auch wenn er selbst deswegen leiden müsste. Er ist aber vor allem Liebe und Liebe ist seine Antwort auf alles! Wenn er also jeden und immer zur Liebe führen will, dann tut er es nicht ohne Liebe.

Als seine Kinder sollen und dürfen wir jedes Problem nicht nur mit, sondern durch die Liebe, zu lösen versuchen.